2012-04-29

My foster child

I am sitting by the roadside on a bench or box. There is an animal at my feet with an abundance of legs like a mess of tangled cords of dark lavender. It has an egg-shaped body that I don't want to look at. The legs are only inanimate cords, the body is animate unfortunately.

I am stroking a nice dog. A throng of people comes from the right, from another time. One is wearing a brown top hat. I take off, go to the left. The dog is with me.

The dog is a child, I'm sitting on a box, one in a row. I lift up the child, she sits on my knees. But she climbs off immediately. I am sad, I wonder why she is leaving me. Before she was happy to be with me.

But we were alone then.

I'm sitting on a box, one in a row, people are sitting on all of them. The child is in one of the boxes. Some people are talking about her in a derogatory way. The last of these is a large man with a brown top hat. I address him, saying: "I have only known her since yesterday but she's given me no trouble at all, I'm sure she's a good girl." Everybody can hear me, the child too. I realize that I was speaking about her as though she wasn't there. I'm so sorry. ButI called her good, she will understand that I am on her side.

I say: "I gave her the left side of my bed, it was no bother at all. If there had been a grownup in my bed it would have made me far more uneasy."

"Grownups can have that effect", somebody remarks.

True. And maybe she has issues. But if we were living together we could work through them together.

I'm trying not to be shaken by the things people say.

 

2012-04-21

Wiedergeburt und die unheilbare Krankheit einen Spalt zwischen den Beinen zu haben

In der Wohnung, ich sitze auf dem Boden, Rücken zum Glas der Balkontür. Die Frauen stehen im Flur, dahinter die dunkle Küche. Sie reden über das kleine Mädchen bei uns, das noch nicht laufen kann. Wie ich aus dem Gespräch der Frauen verstehe, wird sie auch nie laufen können. Das erschreckt mich: nie. Den Frauen nach deswegen, weil sie mit einer Öffnung zwischen den Beinen geboren wurde.

Ich sage zu ihnen: "Von welcher Öffnung redet ihr eigentlich?"

Ich bekomme keine Antwort, aber stelle es mir so vor, dass sie dort einen Spalt im Knochen hat, was eine schwere Behinderung ist. Ich sehe sie in der dunklen Küche auf dem Fußboden sitzen, unbeweglich starr, Spalt im Knochen zwischen den Beinen.

Früher wohnte sie schon einmal hier, das heißt: vor ihrer Geburt. Da war sie schon groß, ein Mädchen von etwa zwölf Jahren. Nun ist ihre Seele also gewandert.

 

Belated alarm, fierce

The alarm clock has stopped and all the alarm clocks in all the appartments. One woman is responsible for the clocks. Her's also is silent but she relentlessly rises. As soon as she gets to her workplace she stands before a switchboard with large dials. It is outside, with a little roof of its own. She pulls a small lever that is covered by her hand. I see and hear the alarm in a thousand appartments now going off.

 

2012-04-13

Messer, Scheide, Stiefel

Ich sehe mein Lieblingsmesser: lang, schwer, mit geschwungener Klinge, schmal hinter dem Griff, dann breit und dick, mehr Körper als Klinge. Die Oberfläche glänzt wunderbar silbern, so glatt, dass sie spiegelt. Aber das ist nur eine hauchdünne Schicht über schlechtem, grauem Metall.

Ich sehe einen kleinen, schwarzen Stiefel, die Scheide für das Messer. Unten dran ist der Fuß, aber der ist ja leer: die Messerspitze sitzt in der Ferse. Ich taste den Fuß ab, er ist wirklich leer. Er wird nicht gebraucht!

Es gibt aber doch Scheiden ohne Fuß: geschwungen und schwarz, ich sehe so eine, halte sie und nehme die Blechspitze ab.

Aber sie ist immer noch ein Stiefel: ein großer, schwarzer Reitstiefel für Erwachsene, schön und teuer. Aber nur einer, wo ist der zweite?

 

Der weiße Fleck auf meiner Stirn

Strohdächer sind schmutzig, da fällt alles mögliche raus.

Unter dem überhängenden Strohdach gehe ich am Haus entlang. Bis zur Wand, da hängt unter dem Ende eines Balkens ein Spiegel, darin mein Gesicht, erstaunt betaste ich einen großen, weißen Fleck auf meiner Stirn. Ich erinnere mich nur an einen Spritzer da, nun ist der erschreckend gewachsen, scheint die Haut weggefressen zu haben. Aber tut nicht weh, ich fühle nichts, reibe am Rand, wo noch Haut zu sein scheint: Weiß verwischt, Rosa darunter. Unnatürliche Babyhaut.

Ich stelle mir vor damit zu meiner Ärztin zu gehen. Sie sagt mir, dass kleine, stechende Insekten dagewesen seien. Erschrocken frage ich, ob die Eier hineingelegt haben. Die Ärztin sagt Ja, ich bin entsetzt, will wissen, was man da machen kann. Seelenruhig sagt sie: "Ich hab' die gesperrt".

Was soll das heißen?! - Die Eier liegen noch in meiner Haut, sie hat sie nur 'gesperrt'?

Das klingt nicht gut.

Vor allem war ich ja noch gar nicht bei meiner Ärztin.

 

 

 

© Anthony Thwaites