Eine Blumentopfbesatzung trifft auf Mars den sprechenden Bären   toc   pricked
 
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Das Außerirdische tötet

Das Wesen nimmt in einem Wohnzimmer platz, das ein Sofa und einen Professor enthält. Ich weiß, dass es ein außerirdisches ist, nächtlich zur Erde niedergeschwebt im Körper des Professors, den es sich nahm. Da ist ein Gefühl von Gefahr, ich weiß nicht, wo es hintun, ich nehme an, das Wesen fühlt sich gefährdet. Nicht durch den Professor, nein, nicht durch den Professor. Wohl durch die Bewohner des Hauses, die vorher schon da waren, sie bedrohen es. Denn sie erkennen es an seiner langen Antenne, die es wohl hat. Die Frage, ob es die Antenne hat oder nicht, kann ich nicht beantworten, denn ich sehe es nicht, ich sehe nur den Professor, der ein freundlicher Mann ist, Mitte 40 oder 50 mit dunklem Haar. Ja, dieser hat dunkles Haar, also keinen kahlen Schädel, der andere muss ein anderer sein, sage ich mir.

Der Professor ist also im Haus. Er lädt die Bewohner ein näherzutreten, sie sind seine geschätzten Gäste, mir tun sie nur ein wenig leid. Was geschehen wird, ist vorerzählt, auch der Professor hat es sicherlich gewusst, denn überrascht erscheint er nie. Nur ich habe es nicht gewusst, auch die Waffe sah ich nicht, erst jetzt sehe ich sie durch ein mitten im Raum schwebendes Fenster. Das Wesen sehe ich nicht.

Die Waffe des Wesens ist seine Antenne, die oben abknickt wie eine Trompetenblume; von daher spritzt der Saft.

Mir freilich war zuvor weder klar, dass es Saft sein würde, noch dass er so weit und zielsicher spritzen würde, und noch immer kann ich es kaum glauben, denn Opfer sehe ich nicht. Auch den Saftstrahl bis zum Opfer sehe ich nicht.

Ich sehe nur den Professor und weiß: mehrere waren im Haus, die das Wesen erkannten, sobald das geschah, tötete es sie mit seinem Saft, so dass nichts von ihnen nichts blieb.

Den Professor und seine Frau berührt das freilich nicht. Im Lauf der Jahre lädt er in freundlicher Absicht immer wieder Menschen zu dem Wesen ein. Sie sterben. Und ich sehe bei all dem immer nur dieses im Raum schwebende Fenster, darin den fleischigen Schnorchel, der aufragt und spritzt.

Ich bin nicht beunruhigt, nur etwas taub in der Haut. Aber ich frage mich, wie der Professor erreicht, dass immer noch Leute zu ihm kommen. Seine Bekannten müssten ja längst aufgebraucht sein, aber er spricht fröhlich und aufgeräumt mit seiner Frau darüber, dass Besuch kommt. Als ob er davon profitierte. Ich verstehe das nicht: Er spricht freundlich über die eingeladene Person, dann kommt sie, dann kommt sie mit ihm in das Zimmer, und kommt das jetzt schon bis zum Überdruss bekannte Fenster im Raum, in dem ich das außerirdische Wesen saften sehe. Immer nur den Schnorchel, den aufragenden Rüssel sehe ich davon. Ein schöner Anblick ist das nicht.

2001-06-16

© Anthony Thwaites