Ich muss schnitzen

Nachts gehe ich in den Wald, suche am Boden einen nassen Ast, der noch nicht völlig verrottet ist. Den nehme ich heim, schäle ihn mit meinem geschärften Messer ab, so dass all' die schwarzen Stellen verschwinden. So schneide ich von dem Toten das Lebende ab. Weil das Fäulnis ist.

Ohnmächtig sehe ich vor meiner blanken Klinge flüchtend platte Gliederfüßler aus modrigen Astlöchern fallen. Unwirklich rasch eilen sie durch den Schnitz-Schmutz fort in das Dunkel zwischen meinen Schuhen. Ich will sie bewegungslos sehen, doch versäume die Zeit sie zu töten, zu groß mein Ekel vor dem Schleimigen ihrer zertretenen Körper.

Fortschnitzend unter der hängenden Lampe finde ich keine Ruhe, ehe ich nicht das helle Bein bloßgelegt habe. Scheinbar sauber. Und riecht doch nach Pilz.

 

2008-10-01

© Anthony Thwaites