p r i n t f o r m a t |
October 2008
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The woman's face explodes, a hollow remains A woman is sitting at my father's white desk. She says: "I have so much to tell you." But she has been found out and now - a sharp explosion knocks at my ears. Her face is gone, but I hear words coming out of that hollow head, forming a short sentence in past tense giving a reason for her killing. Maybe, I'm thinking, the words were prepared beforehand and are now somehow triggered, although she is indeed gone.
2008-10-30 Ich fliege im Wald auf unbequemen Kissen unter meiner Brust Ich fliege auf einem Kissen. Mit dem Kissen unter meiner Brust fliege ich durch den Wald. Es ist mein Kopfkissen, zu klein für den Zweck. Es liegt falsch und presst sich mir ziemlich gegen den Leib. Fliegend bemühe ich mich das Kissen in die richtige Lage zu schieben, so dass ich auf ihm in ein Gleichgewicht komme. Es gelingt nicht, ich denke, dass ich ein größeres Kissen bräuchte: das große mit Schaumgummifüllung, auf dem ich zu früheren Gelegenheiten schon umhergeschwebt bin. Auf einem kleinen Laubhügel zwischen kahlen Stämmen finde ich ein großes, altes Kissen und ein rotes Tuch. Das Kissen nehme ich und klemme es zusammen mit dem kleinen unter meine Brust. So fliege ich weiter. Nun ist die Unterlage ungleichmäßig, so dass ich wiederum, wenn auch anders, schief in der Luft hänge. Nun über einem laubbedeckten, steil abfallenden Hang zwischen dünnen, dichtstehenden, kahlen Stämmen schwebend denke ich, dass ich insgesamt aber doch mehr Auftrieb habe. Ich erinnere mich, dass ich immer am besten über solchen Abhängen schwebte. Das erzähle ich den anderen, die mich hier ganz in der Nähe begleiten. Sie gehen zu Fuß.
2008-10-24 A fat unpleasant man is molesting my girlfriend. I push him away. On my return she calls him her boyfriend and accuses me of violence I am with my girlfriend in an empty souterrain room, some shadow of daylight coming from the door. A very fat man is sitting on a chair near us. Very jovially he touches and pats my girfriend while talking to her in a greasy way. This is making me very angry. Such a disgusting guy! I angrily get up to push him away from her. Grabbing him I say: "Du fasst meine Freundin nicht an!" 'You don't touch my girlfriend!', it feels good to say this although while speaking the words 'my girlfriend' I feel some fear, just hoping that this time it will be okay to call her that. It ought to be. The man doesn't simply go away: I'm forced to push, squeeze and hit him all the way towards the exit, while he's still talking greasily, as though he knew us, fuelling my anger. In the end I succeed getting him out of the room and into the next room and even push him near the exit of that room, through which clear daylight is falling, finally leading outside. As I have come back to my girlfriend, she says to me: "Du hast den Freund deiner Freundin immer abhofiert". It sounds garbled but is clearly a reproach. Now why is she taking his side? I don't completely comprehend her phrase but do understand that she's now calling that unpleasant man her boyfriend. I'm quite confused: he isn't! - Or is he? And why is she reproaching me? - I'm guessing she's probably thinking that I'm too violent. Always violent, that is my fault: always, every time: violent. That's what she doesn't like about me.
2008-10-21 I'm looking at a lot of round fruit lying on the rough wooden shelves in the little hall of my appartment: peaches. The light is rather gloomy. Several of the fruit have gone bad, rather: nearly gone bad. They were fine only a short while ago; actually they still look like they looked before. Some of them are even still green, hm, green-grey. But they don't look as though they had gone bad, although - now that I look more closely a few of them have rather large dimples, which, although the peel is not discolored, may have arisen from inside decay. In any case I've already left them there for too long and I won't manage to eat all of them in time. But I must try. If I don't eat them quickly they will really go bad. Which would be a horrible pity, of course. There is a large man standing close by who has something to do with the feeling of having failed at my duties. I resolve to make a meal of as many peaches as I can possibly eat right now. I imagine sliced peaches, dark yellow, in a bowl on my eating table. I don't usually eat them exclusively. But in this case I ought to. Even so I won't save all of them. But I can at least improve the situation a little bit.
2008-10-19 Hässlicher Hund unter dem Tisch, gesehen aus der Großvater-Perspektive Dieser Hund ist sehr hässlich. Wir haben ihn als Anhang dabei. Immer wieder gibt es auch Gebeiße: zwischen diesem Hund und anderen Hunden. - Gott, ist der hässlich: so ein breites Maul. Und Zähne! Wir sitzen am langen, rechteckigen Küchentisch in der Küche meiner Großeltern. Mit der Gegenwart des Hundes haben wir uns nun abgefunden. Er kriecht unter dem Tisch. Ich sitze auf dem Großvaterstuhl und sehe, wie drüben, in der hinteren, rechten Ecke, der Hund mit dem Kopf unter dem Tisch vorkommt. Man nimmt das jetzt mit Humor. Unfassbar, wie hässlich er ist.
2008-10-18 Ich warte auf meine Mutter. Ich verirre mich auf der Suche nach ihr Ich stehe außen an der schmutz-schwärzlichen, hohen Wand eines Gebäudes, das historisch interessant ist. - Ein Museum? Es gibt hier in dieser Mauerecke was zu untersuchen: irgendwas Altertümliches, diese Wand ist quasi altersüberkrustet. Ich stehe mitten auf einem großen Platz in meiner dicken, roten Daunenjacke und warte auf meine Mutter. Ich sehe mich als roten Fleck auf dem riesigen Platz. Ich sehe auf meine Uhr: es ist schon eine halbe Stunde über die vereinbarte Zeit. Meine Mutter kommt nicht, das bringt alles ins Schwanken: bin ich denn noch in der Wirklichkeit, in der ich erwarten kann, dass sie überhaupt kommt? Oder wo bin ich? Oder was kann ich erwarten? Ich sehe den Platz von oben: Er ist lang, leer und von großen Gebäuden, vielleicht auch von einer Menschenmenge umgeben, ich sehe rundum eine Grenze oder einen hellen Rand, der aussieht wie statische Brandung. Langsam habe ich wohl einfach die Nerven verloren. Auf der Suche nach irgendeinem Anzeichen meiner Mutter bin ich losgegangen. Einfach aus Unruhe. Ich finde mich auf einem Bürgersteig wieder, fort vom Platz, aber umgeben von all den Dingen, die eine Stadt ausmachen: Häusern, Passanten und so weiter. Meine Mutter wird mich nun aber nicht finden, wenn sie jetzt kommt und dort nach mir sucht, wo wir uns verabredet haben. Wie bin ich so weit von dort weg? - Ich hatte gar nicht die Absicht. Ich gehe zurück. Die Straße ist gerade, außer dieser Straße ist nichts. Ich gehe auf eine Kreuzung zu, wo eine andere, völlig gerade Straße diese Straße kreuzt. Außer diesem Kreuz existiert nichts. Ich fange an zu rennen, renne sehr schnell - und weit. Auf einer Landstraße. Bergauf. Die Straße kurvt zwischen kahlen Hügeln. Vereinzelt fahren fremde Autos. Ich laufe auf eine Hügelkuppe zu und hoffe, oben angelangt, drüben die Stadt zu finden. Es wird immer steiler. Ich habe die Kuppe erreicht, doch sehe nirgendwo auch nur eine Spur von Stadt oder Häusern, nur leeres, braunes Land. Aber das kann doch nicht sein, ich bin doch nicht - ich drehe mich um, blicke auf den zurückgelegten Weg - ich bin doch diesen Weg nicht gekommen, oder?
2008-10-15 My effort to throttle a dangerous man in the back of the bus while he's conceitedly blabbering on We're sitting on the back bench in a bus, that is driving along a country road, winter trees at the roadside. A tall dangerous young man in a dark brown trench-coat is following us on foot while threatening another man just like him, who, like me, is sitting in the back of the bus that has no glass in its rear window. There is an exchange of bad words between them. The threatening man is very near and, on an impulse, I seize his throat with my hands, pressing his adam's apple with my thumbs while he's making delighted noises. He's now being swept with us, his head and shoulders coming inside, as I'm trying to press ever harder succeeding in depressing the adam's apple ever further into his throat. While I'm getting afraid that I might be doing permanent damage his blabbering mouth continues to exude masochist conceited trash. He is now in the bus with his whole torso, leaning over the back of the rear seat, leering at the passengers big and small, prating on.
2008-10-14 I'm out on a hike with a bunch of old people. There is an enormous pedestrian bridge, spanning an abyss. I see the flanks of black wooded hills on the other side. Our party is large and scattered: some of them already far out on the bridge, some still walking the earth on this side of it. I'm also still here, hearing talk about an old woman, small and frail. Another old woman, fat and vigorous, is quite vociferous in wondering whether the frail one will make it home on her own. Now the fat one is talking to me, saying that if the other should break down, then "we'll carry her together, won't we?" I don't say anything to this, but I loathe the thought. First of all because it would be very hard work and I'm not sure I'd be up to it: she is only a small old woman all right, but those people are heavy. And that's not the worst of it. The thought of having to touch her - so intimately and heavily for such a long time - that is really bad. It's grassland and hedges on this side of the bridge and just now I hear another fat old woman (whom I can't distinguish from the first) praising her weak sister, saying that she's doing quite well, isn't she? Then I see the hag in question stooping beside one of the hedges, small and ugly, with old women's stockings that are so bloodcurdling and black shoes with large, high heavy square heels. At that point I decide not to wait, but to briskly walk away on the destined route. I'll be gone before they notice. To the right of where the bridge starts there's a path leading downhill . There are woods down there. Not long afterwards I'm walking an earth track with woods on both sides some way off. But I'm not feeling good: having had too much to eat yesterday my stomach feels fragile while at the same time I'm full of bad physical energy while at the same time I'm mentally tired because I've slept badly. Nonetheless I've hit on the idea to start jogging now. I've jogged long distances in the past although I haven't done it for some time. In spite of my present condition I think I might just run all the way home. Yes, it's a long way, but I have in the past run as far. I think I can do it. Even as I've started running I'm joined by two young men who've somehow already been with me. Feeling cocky I say to one of them who's just running beside me: "I'm warning you, I'll run all the way", at that point expecting that they will soon fall away, even though they've now passed me, running in front of me, apparently running more easily than I am. As it turns out they're in it for the long run. And somethings's starting to bother me after a time: two wet towels that I have slung over my shoulders. I'd given no thought to them previously, but now that the terrain is difficult and I'm starting to get tired, they are increasing the hardship. - Isn't it unfair that I must carry those things while the others - well, actually the others are carrying stuff too as I now notice: slung over their shoulders are creasy grey pieces of clothing. Running, running, struggling. How would I feel if I were running alone? Immediately that's a very appealing idea: it would be so much nicer! Because in addition to those maddening towels I can't get into my stride as the others in their grey overalls are always too near, impeding my movements. Just now we're crossing a piece of hard bare ground full of small gullys and I always have to watch not only my step but also take care not to run into the others. Yes: I complain to them. Nothing changes. But I'm not giving up. We've started to go up a really large rock, a huge wedge in the landscape. I hate to admit this but it's so steep that I've actually ceased running. On top of the rock I'm climbing boulders, straining with all my strength even as I'm being pulled backwards by those things on my shoulders that (now) seem like straps or long poles with weight attached behind. This whole rock is a single rough weathered massive body of dark brown-red, now and then I see a narrow bright band. To my right there is an outgrowth of great slabs and the left edge of my narrow path drops away vertically all the way down. Now almost at the top I find that the situation is becoming precarious, as the increasingly reddish slabs to the right are now wobbly to the touch, their feet broken, crumbs of rock lying below the massive cracks. Stopping, turning around I see the others taking a different way: climbing over a ledge between slabs, going in a direction leading away from the edge. Although I dislike following them it is now prudent to do so. Having myself climbed the ledge I'm standing in a defile: rock walls on both sides are blocking the view. The ground is smooth, sloping downwards. A path downhill. Nobody is to be seen.
Meetig with a literary colleague. My proposals are not exactly appreciated I'm in a meeting with a colleague. Sitting at a low table, at his place, we're supposed prepare an anthology of texts together. I suddenly realize that I have gone back on my promises: I had wanted to draw up a list of suggestions but haven't done that. Also I've not brought the draft version that he gave me to look through. However, he's not concerning himself with me at all, but sitting on the other side of the table, looking at his computer screen. The silence is a bit intimidating, I hardly dare speak up, it looks as though I would be disrupting his work. But we're supposed to be in a meeting together, so I open my mouth. He gives me a very short reply then starts looking at his screen again. This lasts until I remember that I had wanted to tell him about another idea of mine, so I again, against the resistance, mutter sheepishly: "Only one last idea .. " That's as far as I get.
Franz-Josef im Cotoneaster-Stern auf dem Holzweg sitzend macht mir Job-Angebote. Alle finden es verrückt, als ich meine Zusagen widerrufe Ich befinde mich in einem seltsamen Cafe, das einzig aus einem relativ langen und breiten Holzweg besteht, der seinerseits auf einer völlig leeren, hellen und grenzenlosen Ebene aufgestellt ist. Ich stehe da am unteren Ende und Franz-Josef, ein alter Schulkamerad, sitzt etwa auf der Mitte des ansteigenden Wegs, höher als ich, in einem runden, zugleich sternförmigen Bereich, links davon führt der Weg noch vorbei. Zwei weitere Leute, die ich kenne, sind auch irgendwie hier. Man fragt mich nun, ob ich Interesse an Jobs hätte, von denen man hier weiß. Ich überlege nicht wirklich, zögere zwar, als ob ich nachdenken würde, sage dann aber ja, da sie es ja offensichtlich von mir erwarten. Franz-Josef, drüben in seinem runden Komplex, dessen sternförmige Ausläufer immer mehr aussehen wie die Cotoneaster-Büsche im Garten meiner Großeltern, beginnt dann mir Jobbeschreibungen vorzulesen. Es sind ziemlich blöde, primitive Handarbeiten. Stück für Stück sage ich auf diese Angebote hin dann aber dennoch auch wieder - ja. Ja, ja. Er steht nun hier unten, am unteren Ende des Holzwegs, mit dem Rücken zu mir, vor einem schwarzen, an der Wand hängenden Kasten, der wie ein Münztelefon aussieht. Er scheint darauf zu warten. Sein Rücken ist riesig. Jetzt bekomme ich Zweifel, denke an meine andere, selbstgestellte Aufgabe, die ich ja machen möchte, die aber auch anstrengend ist und tägliche Arbeit bedeutet, die ich durch irgendwelche Jobs, die ich mir zusätzlich aufhalse, nur gefährden würde. - Wozu? "Hör mal", sage ich zu Franz-Josef, "hör mal, das streichtst du am besten wieder", und widerrufe meine Zusagen damit. Da meint er: Ich solle das dann selbst streichen. Ein Stück aufwärts vom unteren Ende stehe ich nun auf dem Holzweg, drei stehen um mich und reden auf mich ein. Sie halten meine Entscheidung für ganz falsch und wollen sie rückgängig machen. Ich will's ihnen ja erklären, sage: "Ich hab' jetzt mit einem Projekt angefangen, das .. ", doch als sie das Wort 'Projekt' hören, fallen sie schon mit Spottfragen über mich her, und die große Frau sagt, ich hätte ja scheinbar nicht nötig, dass die Mädchen sich für mich interessieren. Mir war gleich schon unwohl, als ich 'Projekt' sagte. Ich weiß, dass sie nur diese ekligen Jobs für ordentliche Arbeit halten. Da breche ich die Diskussion ab: "Wisst ihr was", sage ich, "das erzähle ich euch lieber gar nicht", und gehe weiter zu Franz-Josefs Cotoneaster-Sitz, der nun leer ist. Dort will ich die von mir gemachten Zusagen nun also selber streichen. Ich suche seine Aufzeichnungen und sehe da irgendwo in der Mitte auch ein paar graue Blätter Papier mit Bleistift-Handschrift liegen. Ich will lesen, sehe Buchstaben, Buchstaben und Punkte, aber kann nicht lesen, weil da nur Kauderwelsch steht, lese 'ab' am Anfang einer Zeile, dann eine Zahl, fett und blass. Was soll das denn mit den Job-Angeboten an mich zu tun haben? Schön, dann halt nicht, denke ich, dann werde ich halt nichts streichen. Dann kriegt eben irgendjemand die falsche Information, ich sei an Jobs interessiert, an denen ich in der Tat nicht interessiert bin. Dann wird diese falsche Information eben verbreitet, wenn dann jemand auf mich zukommt, werde ich es dann eben sagen. Ich denke an ein vorgesehenes Treffen, wo ich nach all dem aber doch nicht hingehen werde, eine Art Party in einem unterirdischen Cafe bei Lampenlicht an einem kleinen, runden Tisch, organisiert von einer sehr populären, großen, gutaussehenden und - sehr dummen Frau.
2008-10-12 Fremde auf dem Dachboden im Haus meiner Mutter In meinem Kinderzimmer sitze ich auf dem Bett. Meine Mutter kommt nach Hause. Ich höre gerade einen englischen Text, der aus einem länglichen schwarzen Gerät bei meinen Füßen kommt. Als meine Mutter vor meiner offenen Tür steht, lasse ich es erst noch weitersprechen, dann schalte ich aus. Sie spricht mich an, was ich zuerst angenehm finde. Sie redet über die quadratische, rote Pinnwand, die mir gegenüber an der Wand hängt, die ich mal aus einem Stück Styropor und roter Kunstseide gebastelt habe. Meine Mutter will die Pinnwand hier fortnehmen. Ich will das eigentlich nicht, aber wage es ihr nicht zu sagen. Da fällt mir ein, dass ich ja noch eine zweite, gleichgroße Styropor-Platte habe, die damals beim Basteln übrig blieb, und denke, die könnte sie ja gern haben. Ich erzähle ihr von dem zweiten Stück, aber sie weiß davon nichts. Ich weiß zuerst auch nicht, was daraus geworden sein kann, ich denke an eine frühere Wohnung, wo ich das jedenfalls noch hatte, wo ich mit einem etwas selbstverliebten Mitbewohner zusammenlebte, der in der Zwischenzeit aber erschossen wurde, ich sage: "Es kann sein, dass das in der Hamburger Straße zurückgeblieben ist." Dann fällt mir ein, wo es tatsächlich sein muss: Nämlich in der hohen schmalen Kiste, in die ich bei Umzügen immer die wertvollen Bilder hineingetan habe und Styroporplatten als Sicherung nutzte. Dieser Karton muss ja auf dem Dachboden sein. "Ich glaube", sage ich zu ihr, "ich weiß, wo's ist." Auf dem Dachboden steht einiges rum. Ich bin gleich nach hinten durchgegangen und kucke in einen runden Behälter hinein. 'Aber das ist doch nicht, was ich suche!', sage ich gerade zu mir, als das Ding mir umkippt und der ganze Inhalt, nämlich lauter Pinsel verschiedener Größe da raus und längelang auf den Boden fällt. Es sind ausschließlich neue, runde, mit hellen Borsten und kurzen und langen Stielen aus hellem Holz. Ich versuche natürlich gleich das wieder in Ordnung zu kriegen, doch das Gefäß mit den Pinseln ist ziemlich labil: es fällt leicht um, die Pinsel fallen leicht raus, entsprechend schwer ist es dann umgekehrt alles wieder ordentlich hinzustellen. Gerade habe ich es endlich geschafft, da steht plötzlich ein sehr grobschlächtiger, gewaltig großer und hässlicher Mann in Arbeitskleidung im Raum, schmutzig ist er auch. Der ist durch eine Tür gekommen, die hier in der hinteren Ecke direkt vom Dachboden auf den Bahnsteig führt. Ich denke: Das muss der Lokführer sein. Der steht hier wie selbstverständlich und beachtet mich eigentlich gar nicht. Auch ich versuche seine Gegenwart zu ignorieren, weil er so unangenehm, riesig und hässlich ist: ich müsste ja fortrennen, wenn mein Kopf ihn nicht ausblenden würde. Ich habe wohl auch nicht so viel an, was unangenehm ist. Derweil suche ich weiter und dann - habe ich den Karton gefunden. Ja, na ja. Ich halte diese Tafel jetzt in meinen Händen, die ist weiß, nicht rot. Rot wäre schöner, ich bin etwas enttäuscht. Die Fläche trägt auch Schrift, ist bedeckt damit: mehrere Zeilen sehr großer, gedruckter Schreibschrift und die Linien der fließenden Schriftzüge fächern sich auf in drei. In drei Farben: schwarz, rot und noch was dabei. Es sieht billig aus. Das Ding, das ich suchte, habe ich also an mich genommen und gehe weg Richtung Treppe. Was ich in der Hand habe ist (keine Platte mehr, sondern) ein Stück grauen Stoffs mit diesen Schriftzügen darauf. Vollsynthetik-Gewebe. Ich mag Synthetik nicht. Als ich nochmal zurückblicke, fällt mir auf, dass da, wo der Lokführer war, jetzt ganz selbstverständlich ein Mann und eine Frau einander gegenüber auf Sesseln sitzen. Beide sind mir fremd. Ich gehe durch's Erdgeschoss dieses großen Hauses, des Hauses meiner Mutter, das sie heute bewohnt. Ein Fest soll hier stattfinden. Die Gäste sind alle schon da, meist junge Leute, die in allen Räumen und Fluren an den Wänden aufgereiht sitzen oder stehen, dutzende und aberdutzende kleiner, grauer Gestalten, die ziemlich arm aussehen. In Gedanken immer noch mit den Fremden beschäftigt, die oben auf dem Dachboden durch diese Tür eindringen, irre ich hier desorientiert durch Flur und Räume auf der Suche nach meiner Mutter. Ich will sie nämlich fragen, ob man diese Tür oben nicht abschließen kann. Weil doch nicht in Ordnung ist, dass da dauernd Fremde reinkommen und so tun, als ob sie hier zu Hause wären. Ich finde das jedenfalls unangenehm. Ich fürchte zwar, dass man nichts machen kann, fürchte, dass sie mir das sagen wird, fürchte, dass sie mir vielleicht sagen wird, dass die Leute für diese Tür einen Schlüssel haben, weshalb man nichts machen kann. Aber kann man dann nicht das Schloss austauschen? Auch davon, fürchte ich, wird meine Mutter mich am liebsten eher abbringen wollen.
2008-10-11 Selbstversuch im Laboratorium. Die Erwartung der Chefin Ich bin in diesem Institut angestellt, stehe an einem Tisch in einem mit Laboreinrichtung vollgestopftem, fensterlosen Saal. Einige Mitarbeiter in Kitteln treten auf mich zu. Sie tragen eine kleinen Becher und wollen ein Experiment mit mir machen. Dann höre ich aber, dass im Hintergrund einer sagt, dass ich eigentlich das Recht hätte den mit mir selbst durchzuführen. Das will ich: nicht Objekt sein. Ich denke um das zu erreichen, muss ich erreichen, dass die Handlung von Neuem losgeht. Deswegen mache ich jetzt absichtlich eine 'ungeschickte' Bewegung: fege den Becher vom Tablett, entschuldige mich freundlich. Sie gehen. Dann kommt einer der Laboranten zurück und gibt mir einen winzigen Glaszylinder mit goldenem Deckel, der etwas rötliche Flüssigkeit enthält. Den stelle ich hier auf den Tisch. Nun kommt die Chefin im weißen Kittel und spricht mich auf die Versuche an: ob ich die schon gemacht hätte? Oh Gott, die Wahrheit, das kann ich ihr so ja gar nicht sagen, aber die Wahrheit ist, dass ich überhaupt noch nicht angefangen habe. Ja, tut mir leid, ich muss zugeben, dass ich bisher eigentlich keinen ernsthaften Versuch gemacht habe diese Arbeiten wirklich zu tun. Und nun bin ich mit einem Mal schrecklich im Rückstand, verstehe aber erst gerade jetzt, dass hier tatsächlich ernsthafte Arbeit von mir erwartet wird. Und Panik bricht aus, das kommt daher, dass ich ja zuerst herausfinden muss, wie man diese Versuche überhaupt macht, ein unübersehbares Minenfeld vor mir und nicht mal die unbestimmteste Vorstellung von einem Zeitplan. Die Chefin ist ja eigentlich eine freundliche Person, kein Mann, keine harte Autorität, die mich etwa zornig zu zwingen suchte. Eher fühle ich mich in ihrer Gegenwart immer nur leer. Offensichtlich macht sie sich aber überhöhte Vorstellungen von mir: Jetzt habe ich also das, und noch mehr, und alles gleichzeitig am Hals! - Ja, ich glaube schon, dass ich es am Ende irgendwie hinbekommen werde. Aber jetzt bringt mich ihre Erwartung um den Verstand, wie soll ich die bloß erfüllen?
There is talk about what people do in these desparate times to scrape a living. I see them walking on planks, part of the hazardous scaffolding on the outside of completely gutted buildings. One sample building looks like an officeblock skeleton of concrete pillars and floors. Bricks from its walls are being piled up on a plank outside. Given the height walking on those planks, piling up heavy bricks, looks like an extremely hazardous occupation. Nonetheless I see barefoot people with bare legs in poor grey clothes doing this work quite matter-of-factedly. I grow fearful just looking at them.
2008-10-10 I share an appartment with a colleague whom I have always hated but recently he's been rather friendly which has blunted my feelings towards neutrality. I'm sitting with him and two female visitors at the kitchen table, uncomfortable because I have no trousers on. In fact I'm naked below the waist. Sitting at the table that's not immediately visible of course. But it's disconcerting. The women are eating with gusto. I'm not eating. After a time they seem to have finished eating and the table has in fact been cleared. The woman to my right at the top of the table asks for some sugared water which she gets and subsequently trickles on a small mound of sugar in a tiny oblong vessel. Then she dips her finger in it, sucking it off. Putting sugared water on sugar- that's weird, I'm thinking,. Looking down on myself I realize with incomprehension but much relief that I actually have trousers on now: blue jeans. The guests have departed and the location more and more resembles my grandparent's kitchen. My roommate has left the garden door open, now requiring me to close it. I don't understand why me, that's unfair, isn't it? Nonetheless I'm somehow in the vicinity and close it - a bit. I can't bring myself to really close it. A bit later, the door still open, I see that he has left some rubbish on the floor: a couple of crumpled but then flattened papers with some liquid smeared on which has already attracted a large number of small flies. Leaving rubbish on the floor to attract insects - why the hell is he doing things like that?! I should talk to him about it. But I can't see myself talking to him about it. Feeling sick in the stomach I put that thought out of my mind. I have picked up the rubbish to carry it out. I'm crossing the threshold into my grandparent's small courtyard behind the house. Just outside, looking over my shoulder at the papers (that are now behind me) I can, for a moment, not see the flies any more. Hopefully they haven't gone back inside. But such deviousness isn't possible in flies, is it? - They surely would want to stick to their food! - No, the light is not too good there behind me and the flies are already becoming visible again: all sticking together like a flat jelly, almost transparent. Two steps further into the courtyard, the light is much better and having the trash-tray before me again, I want to put it down. But I can't because it has now somehow become stuck to my belly - or breast rather: to the front of my clothing. A large bug has become stuck to the fabric and there are more: Is that a cockroach I see walking on the paper? The thing that has stuck itself to my clothes is not a cockroach. It is at the same time firmly attached to the repulsive assembly in front of me and looks like an enormous green worm or caterpillar that has no legs but pointy extensions all over, looking like a plant in that respect. Almost dead from disgust I want to jerk it all away from me but with the bugs and the myriad flies on that paper I can't make sudden movements because that would probably send a load of them right into my face. So, shivering from restraint, I'm trying to pull this away from me in a controlled fashion. That's incredibly hard.
2008-10-09 Ich schlage den Mann, der die Frau schlägt Im absoluten Grau bin ich mit einem Mann und einer Frau unterwegs, einen Weg oder eher eine Art Furt entlang. Die Frau ist die Gefangene des Manns. Wir haben sie wohl gerade wieder eingeholt oder eingefangen. Er hält sich schadlos, indem er ihr mit einem Stein mehrmals auf den Rücken schlägt. Mich ärgert das so, dass ich mir selber einen Stein suche und damit ihm auf den graufaltigen Rücken schlage, das ist der Stoff, den er trägt. Ich schlage ihn öfter als er die Frau, ich finde es schwer damit aufzuhören. Dann reiße ich ihn zu Boden. Er aber ist gleich wieder aufgestanden, gesellt sich an die Seite der Frau und tuschelt ihr zu, dass sie seine Frau oder Freundin sein werde. Da reiße ich ihn von ihr weg. Um ihn wegzukriegen, um schützend ihrer Seite zu gehen. Doch leider schaffe ich es nicht immer rechtzeitig da hin zu kommen, ehe er schon wieder da ist.
2008-10-08 Fremdes Bäumchen in meinem Zimmer Unten geht das Telefon, dann der Anrufbeantworter. Ich höre Sprechen, wie vom Anrufbeantworter. Aber das ist nicht die Ansage die ich kenne, sondern eine fremde Männerstimme, länger. Ich gehe runter. Ich sehe, dass nichts auf den Anrufbeantworter gesprochen wurde. Ich drehe mich um. Direkt vor mir, auf einem Podest mitten im Raum steht ein Bäumchen mit vielen radial abstehenden, dünnen Zweigen, die nur an ihren Spitzen kleine, grüne Blätter tragen, aber nicht alle, wobei dennoch durch die ähnliche Länge der Zweige eine, wenn auch schüttere, Oberfläche entsteht. Eine Form wie ein Kopf. Der wurzelt in einem Pappkarton, einen kleinen, kubischen Pappkarton, der außen völlig durchnässt ist. Innen um das Stämmchen herum ist eine helle Schicht ultrafeinen, ascheartigen Sands gehäufelt, staubtrocken sieht das Zeug aus. Ich berühre es. Es ist trocken; ich denke: das Bäumchen könnte wirklich Wasser gebrauchen. Ich nehme meinen Trinkbecher von der Spüle. Trotz meines Gefühls, dass das ein merkwürdiger Behälter zum Blumengießen sei, werde ich den nehmen.
Fast foxes are running clockwise around the lake This small round lake has flat beach-like shores, where the foxes are running. Those fast foxes run around the lake in hardly a minute - or faster! They've been running around and around and around. It looks good, great, fine and fascinating withal! Though part of the sky is still colorful it is growing darker. I have told the foxes to run around one last time. And they really do! In no time they have completed the circle. Then clearly the urge to play takes over: most of them, the larger pack, a dark patch in this failing light continue running past the starting line, while others are now running in the opposite direction. Everybody is running, running, still running. The minority have again changed direction so that everybody is again running in one direction: Clockwise. Ah, those riparian foxes!
2008-10-07 Dunkelheit. Vom Damm hinabblickend beobachte ich die unten liegende Frau, eine Honoratiorin. Ihre Kopfverletzung ist so schwer, dass der vor ihr stehende Jugendliche meint, sie müsse sowieso sterben. Ich bin mir dessen nicht so sicher, deshalb macht es mich unruhig, dass da unten vor der Frau darüber geredet wird sie zu töten. Zwei Jugendliche reden darüber, männlich und weiblich, beide groß und schlaksig. Eine der Stimmen scheint zeitweise auch von hier oben zu kommen. Sie reden auf eine Art über diese 'Gnadentötung', als ob es eine Mutprobe für sie sei. Je länger ich die Szene beobachte, desto weniger gefällt sie mir. Ich fürchte, das Falsche wird geschehen. Die ganze Welt hier herum besteht aus nächtlichen Ruinen, in denen die Toten liegen, und die Frau unten ist wirklich schwer verletzt: ihr Kopf ganz kahl wie bei einem außerirdischen Monster. Nur eine Membran bedeckt noch ihr Hirn und die eine jugendliche Person vor ihr fordert nun die andere heraus, mit einem Tritt gegen den verletzten Kopf die Arme zu töten. Ich denke: wenn es wirklich ein Gnadentod sein soll, dann müsste die Sterbende doch zumindest gefragt, müsste sie doch zumindest selbst darum bitten getötet zu werden. Wäre das gegeben, könnte man sicher sein, dass sie sterben will, dann könnte auch ich damit leben. Schließlich sagt sie etwas, nämlich: "Das ist es, was du willst .." Nur das. Unklar, was das heißt. Aber der oder die Jugendliche tritt jetzt zu. Jetzt müsste es also vorbei sein. Ich weiß nicht, ob ich das sehe oder mir vorstelle es zu sehen: zerrissen die Membran und ich sehe aus ihrem vorn nun geborstenen Kopf vorgespült eine weißliche Blase schwimmen. - Ist das nun der Tod, wann genau tritt er ein? Die Blase erscheint ja noch intakt.
In the attic of my mother's house, walking towards the long axis of the room I see that she has painted the floorboards with wood preservative. But a number of the boards were originally painted white and on the white enamel the preservative doesn't catch, of course, the result being a streaky brown-whitish look. That kind of incompetence is typical for my mother, inwardly I'm groaning. I now remember the particularly poisonous wood preservative that we used for the attic a long time ago and start worrying about what substance my mother has now used. We had large canisters of that almost watery liquid. Later it bacame generally known that this stuff, beside getting enriched in body fat, causes cancer, blindness and all kinds of illnesses besides. And in times of despondency I still wonder whether I will eventually die from this exposure in my youth. I only hope my mother hasn't used an old canister of this poison. I'm afraid that she has. It would be just the kind of irresponsible madness that is typical for her.
2008-10-06 We've been driving on the motorway. My parents and I are going somewhere. My mother is at the wheel of this big, powerful car. She is driving fast. Then we are going in the opposite direction, and I'm driving now. Easily I reach a speed of over 200 kilometres per hour without even hitting the gas - just letting it roll downhill. I realize that this car makes it easy to reach high speeds. However, it's hard to reduce speed quickly. That scares me at first, then I'm learning to handle it better. The cause, I'm thinking, is probably the car's great weight. Our drive ends below a bridge where the motorway is under construction. I have stopped the car at my mother's warning. A good thing too, because the road ends here. Had I not stopped exactly when I did, the car would have gone over the rounded mouth of an abyss that yawns right before us. - Thank God! My mother has stepped outside. Following her, I'm telling our dogs to stay in the car. Standing beside the rear fender I see that in the flat red body below me the sloping rear window is missing - possibly more than just the window. One of our dogs is sitting just there, a young German Shepard, almost black. Now he wants to jump out. "Sit!", I tell him, he obeys. My God, I'm thinking, rather overwhelmed by it all, that is a lot of responsibility for one person!
2008-10-05 Am Bahnhof. Meine Mutter hat das Auto auf den Bahnsteig gefahren, damit alles schneller geht. Der Zug steht nämlich schon da und wir wollen mitfahren mit all' unserem Gepäck. Der Zeitdruck macht mich nervös. Zwei Koffer von uns sind schon im Zug, aberUngewissheit herrscht in Bezug auf ein weiteres Gepäckstück. Um das zu klären renne ich los, die Zeit im Nacken. Ich komme ins Bahnhofsgebäude, da sehe ich einen dünnen, älteren Mann, den ich kenne. Er trägt einen Trenchcoat und gehört zur Verwaltung der Bahn. Ich weiß, dass er Böses plant. Er spricht hier gerade mit einem anderen verantwortlichen Mann und ein Gesprächsfetzen bestätigt mir, dass er versuchen wird unsere Abfahrt zu sabotieren. Außen um den Bahnhof herum renne ich zurück zum Bahnsteig, überlege dabei, dass der böse Trenchcoat-Mann wahrscheinlich plant uns von unserem Gepäck zu trennen, indem er den Zug abfahren lässt, während wir auf dem Bahnsteig zurückbleiben. Das wäre so schlimm! Doch sehe ich ihn jetzt gerade gemächlich weggehen, fort von Bahnsteig und Gebäude, in das hellgraue Nichts. - Was hat das nun zu bedeuten? Wieder auf dem Bahnsteig sehe ich dort drei, deren Gesichter ich kenne, vor einer Sitzbank stehen. Der Zug fährt gerade an, die drei aber sind nicht beunruhigt: "Jetzt fehlt nur noch ..", höre ich mit zufriedener Stimme den einen zu den anderen sagen, als wolle er ausdrücken, wie gut sei, dass bis auf dieses eine alles erledigt wäre. Ich bin auch etwas beruhigt, denn es scheint, sie haben sich um die Schwierigkeiten gekümmert. Die drei tragen Trenchcoats von leicht verschiedener Färbung. Ihre Gesichter unter den Hutkrempen sehen knotig, beinahe blasig aus. Dürr, alt und hässlich. Sie sind jetzt also meine Familie.
2008-10-04 "Früher brauchte man Renommee" "Früher brauchte man Renommee", sagt die Person, mit der ich über diese Morde spreche, die in einem Vergnügungsgebiet im Norden der Stadt offenbar stattfinden. Es ist sowohl erstaunlich als auch schockierend. Ich kann's schwer glauben. Aber wenn es berichtet wird, muss es wohl stimmen. Ich verstehe den Bericht so, dass in dem Vergnügungsgebiet, wo dicht beieinander viele Hochhäuser stehen, Paare Zimmer nehmen können, jeweils eine Frau und ein Mann in einem dieser Kubikel. Sexuelle Handlungen sind dann der Zweck. Nach dem Bericht scheint es aber nun wiederholt vorzukommen, dass die Frau anschließend von dem Mann ermordet wird, gleichsam als Höhepunkt der schmutzigen Handlung. Das ist sowohl eklig als auch schockierend. Kirmeshaft, es hat eine Riesenrad-Buntheit. Meine Begleitperson jedenfalls führt diese Vorkommnisse auf die Verlotterung der Sitten zurück. Denn: "Früher brauchte man Renommee", sagt sie ja, was bedeutet, dass früher diese Besuche im Vergnügungsgebiet nur bestimmten Mädels erlaubt waren: jenen mit Renommee. Ich stelle sie mir vollblütig vor, langhaarig, schwarzhaarig, mit knielangen Röcken. Ich fühle das Leiden der Opfer. Am schlimmsten ist, dass sie in den letzten Momenten ihres Lebens so gequält werden.
I am with my mother in my parent's sleeping room. I have almost finished the paper that I have written for school: one A4 sized page. I want to present it in the German class, that is: first to go jogging, then to finish my paper, then to go to school. As I'm looking on the paper is very small. It is not itself but a downsized copy: tiny, almost stamp-sized; with colored letters, the color red the most prominent among them. The downsizing has reduced them so much that the printer couldn't legibly print them, just assemblies of dots, placeholders for letters. However, at the bottom, in the line before the last, the print becomes legible all of a sudden and the letters appear almost flawlessly there. - That is strange. Proud of my paper I have left the room and come to the kitchen to grab some breakfast. There, in a perfect world of cupboards a couple is standing around the table, preparing breakfast for themselves. They live here. As to myself, I now realize that I'm almost naked: Except for my underpants I have nothing on. Feeling embarassed I withdraw. Wandering in the corridor where it is darker I'm starting to worry about the time. It is after twelve, I had been aware of that but the consequence had eluded me: school is almost over by now! Even the German class may already be over, I've no idea when it's scheduled to be. I'm torn! - Whatever do I do now? - Go to school immediately? - With that paper that still needs work? With those two lines of X'es at the bottom of the page? God, it's so unpractical not to know the schedule!
2008-10-03 Ich schütte heiße Milch in einen Topf mit Ausgussloch, die fließt unten raus Ich schütte heiße Milch in einen Topf mit einem runden Ausgussloch. Das ist in mehrere Ringkreise und Radialsegmente geteilt, die parallel zum Kreisrand liegenden Löcher zwischen den Metallstegen sind ziemlich schmal. Gleichwohl fließt es unten raus. Ja, da sickert alles unten durch, Richtung Herdplatte. Wir verlieren die Milch! Da können wir ja keine Milch trinken! Zwei Liter waren das, zwei Tetra-Packs. Wir hatten gerade vorher überlegt das letzte zu trinken, was jetzt vor dem Umzug noch da ist. Da das Malheur passiert ist, sagt jetzt die Kollegin hier, wir könnten noch die allerletzten zwei Liter nehmen, zwei TetraPacks. Aber ich kann mich wegen der verschütteten Milch nicht beruhigen: was für ein Schlag! Wie schrecklich! Ich hatte doch alles richtig gemacht: gewartet, bis die Milch kochte, nicht so lang, bis sie schäumte, also ganz rechtzeitig habe ich den Topf runtergenommen, hab' die Milch quer durch den Raum zu diesem - falschen! - Topf hingetragen, der drüben auf der Platte stand. Die anderen beiden beobachten mich, während ich die Milch in den falschen Topf schütte. Erst als es passiert ist, die Milch durchgesickert, und ich den falschen Topf von der Herdplatte genommen habe, erst da sehe ich, dass der richtige Milchtopf ein paar Meter weiter links auf auf einer Herdplatte steht. Da ist noch ein Herd. Das merke ich jetzt, weil die Kollegin das sagt, das ist meine Mutter. Aber als ich den Fehler machte, hat sie nichts gesagt, da hat sie wohl auch noch nicht gemerkt, dass ich etwas falsch mache. Gott, ist das, ist das, ist das - gemein! - Was machen wir jetzt überhaupt?!
The way to school with Gabi and the man We are going to a new school. One of the pupils going my way is Gabi, a former fellow student of mine. As we're walking along she is doggedly trying to fix the armband of her watch. It is a narrow golden segmented armband and I cannot see what is wrong with it. But her desperate exertions make me start pitying her. I think she hurts herself, meddling with that thing. Finally I can't look on any longer and say to her: "Wenn du irgendwas brauchst, Zange oder Schraubenziehr oder irgendwas, kann ich dir geben". Because I have a couple of tools with me in my small back pack, I'm offering her pliers, scredriver, whatever she needs. Saying 'screwdriver', however, gives me a feeling of incongruity, because she couldn't conceivably use a screwdriver to fix her armband - why did I say it then? While we're walking on the sidewalk, she's continously talking to a big man who is with us - or with her, rather. He seems to understand what her trouble with the armband is. At one time he addresses her apologetically and also offers his help, but in a more vague manner, he doesn't offer to help right now. Maybe his help is somehow spiritua, I'm thinking, in the sense that he can only fix such objects that are - physically - already fixed. Finally we manage to arrive at the school. We're standing on a platform before the grey facade and the open door. I have given her my pliers.
Lost at school and late for class I'm in a classroom, most of my mates have gone. Those still here are waiting for class to start, but this is not one of my classes. I need to follow the others, looking for my class. I'm alone, standing in a corridor, I realize that I don't know where to go now: I have really no idea! Even asking someone would be pointless because I don't even know what class on what subject I'm supposed to attend now. Somehow I had assumed that we would all stay together and I would just go with the others. And that was wrong. What, what, what do I do now?! Of course there is a schedule, I ought to know my schedule, but I left that at home and now I haven't the faintest idea what the schedule might be. I'm already late, of course. I'm outside now, on a university campus. I'm standing, helpless and perplexed, on the periphery of a large paved and roughly circular area, grey and empty except for a low shed-like building aproximately at the centre of it. That is the University bookshop. What I need, I'm now thinking, is a University calendar. The expense lets me hesitate, also the tortuous knowledge that I'm running ever later. But there is really no other way. I remember the green calendars I used to buy twice a year when I was studying Physics. It was quite commonplace to by those green books and didn't give me a headache. A book, a book with a map of rooms and places, with information as to what classes are on schedule just now. It's simply unavoidable when one is a student. I'm walking towards the bookshop.
2008-10-02 A young woman was playing the hostess, quite in charge amazingly My mother and myself are sitting in a first-storey room, by a large round wooden table, dark brown, smooth but slightly discolored, old. Actually that table seems to be standing not in that relatively bright first storey room with white lace curtains, but in a slightly dilapidated, rather wide hallway, in a place with no windows. But we are now in the hotel and she's talking about a place where we recently stayed - a large private house in the countryside with dark green trees beside it, as tall as the house was high. It was the last stop in our travels. We stayed there a couple of days. My mother praises the host, a young woman. She says: "You know, to be at a place where a young woman takes charge .. " It is true that it was nice there. And it is true that the hostess, the young woman, was indeed quite in charge. She was, indeed, playing her role as hostess without apparent effort. Sitting at the table in that hotel room I now remember I had a bad dream. That, I'm thinking, must be the reason for my low spirits. I can't remember what the dream was actually about. I want to, and I'm still hoping to remember. Trying to remember I'm a bit distracted by what's going on around here.
2008-10-01 Brötchen - Habe ich Schimmel gegessen? Ich esse eine Art Brötchen, kleine, flache Teigwaren, die aufgeschichtet hier liegen. Eines nach dem anderen. Meine Begleitperson sagt: "Was isst du da?" - Ich: "Brötchen" - Sie: "Eine Art Schimmel, nich?" Ich widerspreche: Nein, kein Schimmel. Aber dann sage ich mir, dass ich ja in der Tat auf etwas Weißes gebissen habe, das - zugegeben - seltsam schmeckte. Es war freilich hart, ließ sich dann zerbeißen, aber war nicht weich wie Schimmel sein müsste. Es waren: Bereiche weiße Körner auf / im Brot. Ich habe es geschluckt und mir nichts dabei gedacht. - Wenn das doch Schimmel war ..
© Anthony Thwaites |