p r i n t f o r m a t |
December 2012
2012-12-24 2012-12-19 2012-12-15 2012-12-04 2012-12-24 Ich habe die Autos verwechselt Als ich gerade vom Parkplatz heruntergefahren bin, wird mir bewusst, dass ich das gar nicht wollte. Aber ich stehe bereits in einer gebogenen Bahn, die zur Straße führt und kann nicht zurücksetzen, denn hinter mir stehen Autos. Verdammt, ich will garantiert nicht weiter in diese falsche Richtung fahren! Da bewegt sich mein Auto doch vorwärts; was ich mir nur so erklären kann, dass ich von dem Wagen hinter mir weitergestoßen werde, der ist wohl ungeduldig geworden. Ich finde das übergriffig, aber ich halte still. Denn wie ich wieder zurückkomme, weiß ich ja auch nicht. Und ich werde weitergestoßen, bis auf die Straße und die Straße entlang. Da sehe ich meine Rettung: eine Tankstelleneinfahrt, das ist nur eine schmale Lücke in der Fahrbahnbegrenzung, ich muss scharf einschlagen. Oh gott - ich schaffe es gerade eben! Ich habe mein Auto abgestellt, steige aus und sehe es mir an: ein Cabriolet, schmal, lang und niedrig, das Verdeck - falbfarben, lederartig, dickes Material - steht halb offen. Trotz des Wetters, so kalt und nass, mit Schnee an den Straßenrändern. Ich muss zwei Druckknöpfe auf dieser und zwei auf der gegenüberliegenden Seite wieder zuknöpfen, das ist das Wichtigste. Ein großer Mann kommt auf mich zu, ärgerlich und voller Argwohn, er beschuldigt mich, dass ich ich sein Auto anfasse. - Ich sehe das Auto an: Es ist nicht meines, überhaupt nicht meines, oh je! Er hält mir einen Vortrag, ich sage zu ihm: "Tut mir leid, ich habe die Autos verwechselt". Er glaubt mir nicht, ich wiederhole: "Wie gesagt: Tut mir leid, ich habe nur die Autos verwechselt." Doch meine Beteuerungen scheinen ihn eher noch mehr zu verärgern. Er zeigt auf das Nachbarauto, ein hohes, dunkles, mit grüner Schrift auf der Seite, wie ein Polizeiauto aus den zwanziger Jahren, voller Verbrecher auf dem Weg zur Wache. Der Mann meint ich müsse lügen, weil unmöglich ist, dass ich diesen Oldtimer mit seinem Auto verwechselt habe. Ich sage: "Nein! - Das übernächste!" Denn erst das übernächste ist mein Auto. Ich gehe an den Hecks der Autos vorbei, bis ich hinter meinem stehe, das in einer tiefen Lücke zwischen den anderen steckt. Aber der mich verfolgende Mann wird nun erst recht ärgerlich, weil mein Auto wunderlich aussieht: das Verdeck ist ein Strohkopf, eine Masse quer liegender Halme, die scharfkantig nach rechts abstehen. Unverwechselbar. Und ich hatte behauptet es verwechselt zu haben. Aber ich sehe es zum ersten Mal so.
2012-12-19 I'm sitting in the back, in one of the uppermost rows in a steeply sloping lecture hall viewing colorful images on a screen in the dark. The lecture is about a parasite, which is described in detailed fashion. It apparently developed inside the human gut or maybe in a pig's body, acquiring parts of its own anatomy from what it found there. The screen shows the creature moving from right to left, attached to its original front is the weird shape of a pseudo-head - soft, dusty-grey and shadowy looking - but the connection seems flimsy, hardly existent. Still, the head moves before the body, in unison with it. The lecturer is telling us how this creature charges other things that are pseudo-alive, indeed we see how it attacks something smaller. I'm sitting on the kitchen bench at my grandparent's where I always sat as a child; the creature is right on top of me and I'm trying to push it off but that's hard, for the parasite is large and heavy. When it comes off I observe that it isn't fighting anything smaller but another animal just like itself. But I keep pushing until they slide onto the kitchen floor and I see only one of them for a moment, it looks like a dog with light brown fur. But their squabble continues around the legs of the kichen table, only I'm having a hard time to continue perceiving them in their alien shapes. Because they look like German Shepherds and stop fighting, it wasn't serious any more. One of them comes to me requesting caresses, dog fashion, pushing its wet muzzle into my hands. I don't want to, since I know what this animal really is. But it keeps coming touching its slobbery part to my fingers. And I don't know how I can avoid performing the required act.
2012-12-15 Wir stehen in einer Sackgasse im fremden Land, das Pflaster ist aus sechseckigen Platten in einem Wabenmuster gelegt. Meine Begleiterin und ich stehen mit dem Rücken zur Wand, vor uns zwei Männer, Einheimische. Ich halte einen dünnen Stapel Geldscheine der fremden Währung, große und kleine, alles zusammen entspricht dem schockierend überteuerten Preis, den ich für ein Taxi bezahlt habe, Schande über mich. Ich möchte herausfinden, was Hotelzimmer kosten und denke, wenn ich den Männern meinen Geldstapel zeige und frage, was man hier für ein Zimmer bezahlen muss, bekomme ich vielleicht eine Antwort, die zu der Größe des oben aufliegenden Geldscheins in Beziehung steht. Ich schätze die Männer so ein, dass sie mir einen billigen Preis nennen werden, wenn sie einen kleinen Schein sehen - oder einen furchtbar teuren, wenn sie einen großen Schein sehen, weil sie dann ja wissen, dass ich so dumm bin viel zu viel Geld zu bezahlen. So zeige ich einem der Männer das Geld, obenauf liegt ein schöner, grüner Schein. Ich erwarte eine exorbitante Zahl von ihm zu hören. Doch er nennt mir als Hotelpreis Tausend, viel weniger als ich erwartet hatte. Erneut mache ich mein Experiment, obenauf liegt ein lappiger, brauner Schein und der zweite Mann sagt mir: Sechshundert. Ich bin erstaunt, mein Versuch ist missglückt, ich hatte viel stärker divergierende Zahlen erwartet. Ich kenne ja die Preise von früher und was diese Männer mir sagen, ist eine korrekte Einschätzung der Hotelpreise hier, und zwar von billigen Hotels, schlechten Hotels, besonders ein Zimmer für Sechshundert! Ich muss gestehen, dass ich keine Lust auf so schlechte Unterkunft habe. Ich wollte mit meinem Trick etwas besseres finden, aber das hat nicht funktioniert. Der Mann, der mir die zweite Auskunft gab, ist dunkelhäutig, dünn und - unerwartet - ein ehrlicher Kerl. Meine Begleiterin ist dünn, blond, fade und bewegt sich roboterhaft, als ob sie permanent unter Drogen stände, so betäubt, dämlich und leicht zu betrügen wie ich. Mit der monoton hohen Stimme einer dummen Büroangestellten fragt sie den ersten, dickeren Mann: "Sind Sie verantwortlich für Erziehungsmaßnahmen? Haben Sie eine Erziehungsmaßnahme geleitet?" Der Angesprochene ist auch Orientale, aber hellhäutiger, und macht einen verschlagenen Eindruck. Ich nehme an, er hat in Deutschland gelernt.
2012-12-04 Im verschneiten Wald ein steiler Abhang. Die großen Wölfe sitzen hier überall, in jeder Vertiefung. Gut. Ich bin begeistert von unserem Wolfsrudel. Aber eine Angst sitzt dahinter. Angst davor, dass die Menschen kommen. Deshalb müssen wir uns verborgen halten: so ruft es von Wolf zu Wolf. Ich rufe, es ruft. Am Fuß des Abhangs stehend sehe ich einen mit dünner, unwölfischer Schnauze. Ein Bieberhund im Anzug, Jägerhut auf dem Kopf. Nun ist die Rede von uns Jägern: den Jägern des kleinen Wilds, den Jägern des mittleren Wilds. Einer wird ins Auge gefasst, man sagt, er sei einzigartig: der mit dem Hundekopf, dem Menschenkopf mit Hut. Ein Jäger des mittleren Wildes, ein mittelgroßer, breiter Kerl, in schäbigem Jägertuch, ein leicht schäbiger Kerl. Ein Satteldachhaus steht am Fuß des Abhangs. Das wird ihm angeboten. Über seiner Gestalt erscheinen die Arten Wild, die er jagt, schwarze Klöße in einer dunkelgrünen Sprechblase, die die Welt verdrängt. Eine Art wird herausgegriffen: einzigartig - dick, rund und schwarz. Ich sehe ihn in der Ferne zwischen blattlosen Stämmen. Um sich von der Zivilisation zu entfernen zieht er dort ständig um. Aber die größtmögliche Entfernung war schon erreicht. Deshalb bewegt er sich sogar wieder in Richtung der Menschen.
Father's cancer in cone groups Father is sitting in an empty room in a dentist's chair. He's been to see his woman doctor who treats him for cancer. I had been aware only of the ridge-like swellings around his face, I had assumed that this was under control. But he seems to be very ill now. He's talking about the treatment that the doctor gave him for something on the side of his neck - the pain relief that she gave him. Now for the first time I perceive a large bulb on the side of his neck, I had no idea there was anything serious apart from the face. When he spoke about the treatment it sounded effective but clearly the cancer is still there. He's saying that these tumours crop up as "cone groups". That sounds terrible. I imagine cones further down on his neck and body. His calmness tells me there must still be hope but I'm deeply shocked with the severity of the situation.
© Anthony Thwaites |