home

p

r

i

n

t

f

o

r

m

a

t

September 2012

2012-09-17

Ich spüle Mamas Toilette

Auf dem Weg zur Toilette begegne ich Mama, die früher für eine Sanitärfirma gearbeitet hat. Als ich vor dem schönen, neuen Tiefspülklosett stehe, sehe ich in seiner Tiefe eine Menge Scheiße sitzen, hellbraun-körniges Geschmier um den Wasserspiegel herum, Mama hat das hinterlassen. Die Toilette wäre dennoch benutzbar und - mein eigenes darin könnte ich ertragen; aber ihres ist unausstehlich. So dass ich erst einmal nach der Klobürste greifen und ordentlich umrühren muss: bürsten, rühren. Immer noch sehe ich einen ekeligen Batzen, der innen unten am Porzellan sitzt. Ich schrubbe weiter, bis ich endlich glaube, alles abgelöst zu haben, aber nicht sicher sein kann, da Bürsten und Rühren eine braune Brühe erzeugte, die unterhalb des Wasserspiegels alles verdeckt. Ich betätige die Spülung, die auf Grund einer besonderen Konstruktion, über die Mama stolz berichtete, das Klosett nicht nur innen, sondern auch außen spült und so den Schmutz über alles wäscht. Am Ende ist sogar der weiße Toilettensitz mit einem nassen Kotteilchenfilm überzogen. Um das abzuwaschen will ich die Spülung erneut betätigen. - Nein: ich muss Geduld haben, bis genug Wasser in den Spülkasten geflossen ist. Aber ich ertrage das Warten nicht. Ich drücke ab, und - entgegen meiner Annahme strömt genug heraus. Erneut läuft es auch über den Sitz, ich bin skeptisch, aber allein durch die Verdünnung müsste ja Säuberung kommen. Ich sehe mir das Ergebnis an und finde wirklich den Braunfilm abgewaschen. Ich nehme an, es muss funktioniert haben, weil der Film noch feucht war, insofern war es sehr wichtig zeitnah wieder zu spülen. Die Toilette erscheint sauber, doch ich fürchte Rückstände; die unsichtbar sind.

 

2012-09-13

Fragmentarisches Abhören meines Diktats

Ich bin schon Ewigkeiten in diesem Archiv unterwegs, verdüstertes Tageslicht fällt von der Decke. Ich gehe zwischen schwarz verhüllten Regalen, die fünfmal so hoch sind wie ich.

Ich habe gerade das erste Drittels dieses Gangs abgeschritten und horche an meinem Diktiergerät, aus dem meine Stimme kommt: "... kleine Ruine, Obdachlosenerfahrung soll ich machen." Das lässt mich aufhorchen, denn die 'kleine Ruine' meint mich und die drohende 'Obdachlosenerfahrung' verweist auf eine Zeit in meinem Leben, in der ich Leuten ausgeliefert war, die mich auf die Straße zu werfen drohten, wenn ich ihnen nicht gehorchte. Ich erinnere mich wieder an die Ereignisse und habe Angst sie zu vergessen und bemühe mich sie nicht wieder zu vergessen. Aber mehr, schwerere und viel wichtigere Dinge liegen wohl in den Längen Magnetband, ich werde es nie schaffen alles abzuhören und weiß nicht einmal, was ich verliere. Ich horche am Gerät und spule.

Als ich das zweite Drittel des Gangs abgeschritten habe, höre ich mich aus dem kleinen, schwarzen Kästchen heraus den Namen einer Verrückten sagen, die zu lieben ich damals dumm genug war. Ich erinnere mich daran, wie ich sie mit anderen Idioten am Tisch sitzen sah, mit denen gemeinsam sie für schlechte Musik schwärmte - für das, was mich quält. Während ich Luft für sie war.

 

2012-09-10

Ein Insekt kommt aus einer Blase in meinen Mund

Ich blicke von oben in ein leeres Aquarium. Kein Wasser darin, nur ein Gebilde aus großen und sehr klaren Blasen. In einer sehe ich ein großes Insekt, eine Libelle mit kurzen Flügeln. Eine andere enthält etwas Dunkles. Ich weiß nicht, was das das ist, obenauf liegt ein Schmetterlingsflügel. - Vielleicht ist es etwas, das erst noch ein Insekt wird. Ich muss es in den Mund nehmen. Ich fürchte, dass es anschließend in mir wachsen könnte. Aber ich muss es tun.

Ich gehe vom Aquarium weg, meine Befürchtung wird wahr, das in meinem Mund bewegt sich. Nicht wie ich erwartete, dass es zunächst still in mir liegen und reifen würde. Es bewegt sich jetzt. Angewiderst spucke ich es aus. Erleichtert und überrascht, dass ich das schaffe. 

 

2012-09-03

The yellow cheese pest runs rampant in the house

I just told my mother that I smeared the poison neatly around the walls of the swimming pool: above the sunken landscape of swampy vegetation in there that is unfortunately infested with a pest that manifests itself in the form of short yellow strips looking like cheese. They cling to any surface and order themselves parallel to each other. I think it is a species of fungus. But I'm satisfied that by applying the counteragent I've created a perimeter. Also I didn't see any evidence of the pest trying to escape the pool except in the corners. And I did especially lay on the poison there.

Looking around the house to check for traces of the infestation I don't see anything until I come to a full stop in the bedroom doorway. It looks like a dilapidated garden inside, the yellow cheese strips are all over the floor, bed, bedding and furniture. The organism is so very much alive in this room that I believe I can see the strips moving in an almost organized fashion: up the walls but not thinning on the floor where they seem to somehow replensh themselves. Their flow only vanishes in the wall cracks, escaping, I fear, to other parts of the house.

How could this have become so bad? - Maybe the pest moved here because I fought it to a standstill down in the pool. I have a bad feeling that this stuff came into my life at a much earlier date, like a forgotten nightmare purged from my memory.

 

2012-09-01

The hypothetical shooting

I imagine wrestling with a man for a gun. He'd stand in front of a large bush in the midst of nothing. The gun would be a long-barelled revolver that I would point at him. But he wouldn't take me seriously. He never did. What I would really want to do would be to just shoot him. Although the legal consequences deter me I'm thinking that him having abducted me in the first place would work in my favour in court. I might shoot him in the leg, that would at least prevent him from pursuing me further. But he's too close. No, I mean: he would be too close. In this imagined situation he would be too close for me to lower the barrel towards his legs in time before he could grab me. For I'm pointing the gun at the belly buttons of his uniform and all I have time for before he gets me is to pull the trigger. - I might try to shoot him in the shoulder, this might work, I'm thinking that pointing the gun at his shoulder might cost less time. But he could  still come after me even with a wounded shoulder. Of course this is all imaginary but whatever would I tell my judges if I would have had to shoot him in the belly? - I could say that he was reaching for the gun and the shot just happened, I never intended to kill him. I imagine they'd ask me: 'Did you want him dead?' The truth, of course, would be: YES.

 

 

 

© Anthony Thwaites