p r i n t f o r m a t |
August 2010
2010-08-31 2010-08-30 2010-08-29 2010-08-27 2010-08-23 2010-08-17 2010-08-16 2010-08-09 2010-08-08 2010-08-04 2010-08-02 2010-08-31 Wir sitzen in einer Gerichtsverhandlung, eine Mafiabande kommt und kapert die ganze Verhandlung. Dann entführen sie unsere Freunde in einem kleinen Auto. Nur wir zwei sind zurückgeblieben: ich und die junge Frau. Wir müssen die Verbrecher verfolgen, unsere Freunde befreien. Zeitdruck, wir brauchen Waffen, wir müssen nehmen, was wir finden. Die junge Frau findet eine große Säge mit riesigen, scharfen Zähnen. Die nehme ich mir. Sie selbst hat eine Pistole. Wir sehen die Entführer in einem dreirädrigen Oldtimer flüchten. Wir rennen hinterher, aber sie gewinnen immer mehr Vorsprung. Dennoch finden wir ihr Versteck, einein Raum im ersten Stock eines Rohbaus. Wir sind eingedrungen. Jetzt sehe ich: was die junge Frau hält, ist doch keine Waffe. Also ich gegen ein dutzend Verbrecher, einer ist sehr groß, hat Wurfscheiben: durchbrochene Schüsseln aus Metall mit rasiermesserscharfen Kanten. Mehrere wirft er nach mir, doch ich wehre sie ab, mit der Säge. Die letzten vier schlage ich ihm aus der Hand. Mit der Säge. Ich bewege mich rasch, tanze im Kampf, und gerate so per Zufall an den alten Paten, der unter einem hoch liegenden Fenster mit dem Rücken zur Wand steht. Und wirklich durch einen glücklichen Zufall habe ich die Säge genau in dieser Sekunde an seinen Hals geschwungen, ein Zahn dringt schon in seine Kehle, Blut sickert. Ich frage: "Ja, soll ich jetzt durchziehen oder soll ich aufhören und mich sammeln und gehen?" Sammeln, meine Freunde sammeln. Wenn er sie gehen lässt, schenke ich ihm das Leben.
2010-08-30 I'm sitting in an almost empty cafe and have asked for the bill. The proprietor steps up to my table and says: "Thirtyone fifty." I hesitate. I can't figure out how it could be that much. I had a small pot of hot chocolate, I also remember a piece of toast with jam. But what else? - I definitely didn't order a full breakfast. I say: "Could you please break this down for me?" The man starts talking, though not about the bill. His monologue develops in an aggressive way. Apparently he's accusing me, but I can't tell of what. "I don't know about this", I finally say, "it's got nothing to do with the bill though". He ignores my interjection, continuing in the same vein. Something he says now gives me the impression that he has me mixed up with somebody else, like a regular customer of his. But I've been to this place only three of four times. Now he hands me a slip of paper with just four words printed on it in fat green letters: Banned from the premises, it reads. This hurts, I recognize the intention to humiliate me. But apart from that the mere fact that I can't come here any more doesn't concern me. Standing up now, I'm saying that I still want my bill.
2010-08-29 Wir stehen vor einem offenen Stall, das Pferd, eine rotbraune Stute, steht gesattelt und gezäumt auf dem Stroh. Es wartet. Wir warten hier eine Stunde. Das Pferd tut mir leid. Immer wieder schaue ich auf das Zaumzeug: Riemen um den Kopf, Gebiss im Maul, das muss so unangenehm sein. Und sinnlos, da wir ja nur warten. Schließlich nehme ich ihm das Zaumzeug ab. Das Pferd, befreit, geht fort. - Oh je! Später wache ich vor dem Stall auf, er ist leer. Die Stunde ist zuende, jetzt bräuchte man das Pferd. Ich mache mir Vorwürfe, weil es meine Schuld ist. Weil ich es war, der das Pferd mittels dieser speziellen Taste am Kamerahandy unsichtbar gemacht hat. Das bedeutet, dass ich jetzt nicht weiß, nicht wissen kann, ob es noch da ist oder nicht: Selbst wenn es noch im Stall steht, wenn ich in den Stall reingehe um nach ihm zu tasten, wird es mir ausweichen und ich werde nicht wissen, ob es da ist oder nicht. Ich bin woanders, denke immer noch an das unsichtbare Pferd. Plötzlich bin ich mir nicht mehr sicher, ob diese merkwürdige Technik des Unsichtbar-Machens wirklich existiert - oder ob man mir das nur erzählt hat. Aber dann müsste man das Pferd doch sehen. So denke ich wieder, es stimmt, was sie sagen. Wieder stehe ich in dem Haus, in dem Raum, wo ich das Pferd verlor und sage zu meinen Eltern dass ich meine Schuhe aus Versehen unsichtbar gemacht habe. - Und zweifle, ob es wahr ist, ob das wirklich funktioniert.
Ich komme um eine große Scheune herum, bis an das die unterste Ecke eines Zauns. Dahin führt mich das Kind, das schlaue Baby. Da liegen meine Dinge, die es gestohlen hat, alle verkleinert, auch die Brille, die ich vermisste, verkleinert. Ein Problem wird sein, wie ich das jetzt wieder groß kriege. - Ich erzähle es meiner Mutter. Aber sie glaubt mir nicht.
2010-08-27 I'm in a corridor, underground. I must pass between two burning torches, it's a narrow gap. I'm scared of setting myself on fire. I'm wiggling through, one of my ellbows is exposed to the flame for a few seconds, I can't help it. It's long enough to burn my sleeve. But there is no pain. I'm thinking I've made it through but it's not true, my ellbow is burning. I'm in a panic, calling for help, down on the ground trying to put out the fire by rubbing my ellbow against the earth. Finally my mother is beginning to worry. Phone calls are made to tell people about my injury: the hospital, my father.
2010-08-23 Ich bin im Schlafzimmer, will noch einen Traum auf mein Diktiergerät sprechen. Die Erinnerung daran ist flüchtig, so dass man sie rasch festhalten muss, damit sie nicht entschwindet. Doch das Radio ist an, das stört mich, er hat hier das Radio an. So gehe ich hinaus, durch den Flur in's Bad, um da meine Ruhe zu haben. Es ärgert mich aber: dass er mit dem Lärm seines verrauschten Senders mich vertreiben kann. Ich schließe die Tür, aber da wird es noch lauter. Verwirrt gehe ich wieder hinaus, durch den Flur in ein anderes Zimmer, schließe die Tür, aber da wird es noch lauter. - Was ist denn das für ein Effekt? Ich gehe in's Wohnzimmer, wo er stehend Radio hört. Ich sage, dass es in den anderen Räumen noch lauter wird, sobald man die Türen schließt. Er macht eine launige Bemerkung. Da brennt mir eine Sicherung durch, ich schreie: "Du Schwein, du Schwein, ich hasse dich! - Ich hasse dich, ich hasse dich, ich hasse dich, ich hasse dich ..!", und schlage mit meiner Faust gegen seine Brust, so wie man gegen eine Tür hämmert. Einen Schlag führe ich schließlich auch gegen seinen Solar Plexus. Danach entferne ich mich, innerlich zumindest, und frage mich, was von dieser aggressiven Handlung zu halten ist: Schlag gegen den Solar Plexus, man kennt das aus Action Filmen. Habe ich es getan um irgendwelchen Darstellern nachzueifern? Ich denke zwar nein, doch Zweifel bleibt - dieser Verdacht gegen mich.
2010-08-17 Im Garten meines Großvaters habe ich alles angezündet: Die dicken Bäume glühen. Ein sehr dicker, knorriger Baum glüht hinten schon, vorne noch nicht. Ich gehe fort. Nach einiger Zeit komme ich wieder. Nun glüht er durch und durch. Am anderen Ende des Gartens ist etwas geschehen: ein Lichtblitz. Die Krone eines Baums explodierte. Ich sehe nur noch seinen hohen, schrägen Stumpf. Und auch der vergeht, stückweise, zerfällt. Das stürzt nicht, das weht fort. Laut sage ich: "Der ist bloß noch Asche." Es ist ein Morden. Das stört mich aber nicht.
2010-08-16 Racing downhill on my bike I'm reaching the lowest point of the road. There is a woman in front of me riding a bycicle with small wheels. She is a distinguished person, her dress is not cheap. Her sitting on that kind of bike looks really weird. I think she's been there already. Didn't I pass her already? Whatever. Having caught up with her I'm expecting to overtake her at any moment now. The road ascends. I haven't overtaken her yet. I don't want to exhaust myself. But I'm a man on a fast bike. I must be able to get past her. Apparently she's very strong. I'm gaining respect for those bare calves. I'm trying hard to get past, getting closer, starting to ride beside her. Noticing me she gives me a sign that I should overtake her now. That's very polite. Her politeness puts me under pressure to overtake her now. I can't do that unless I exhaust myself, the very thing I wanted to avoid. Having passed her I'm walking on. She is behind me, my bicycle must be with her. Growing worried I turn around. I can't see her She must have stolen my bike. It's unbelievable. I'm sure of it. She is gone, I'm in shock. That's the truth. There's a white patch on the road where she should be but isn't and that's telling me: it's true, she's gone, my bike's gone. Stealing was her intention all along.
2010-08-09 Lagerferien oder sowas. In einer riesigen, leeren Halle sitzen wir in einem großen Bogen auf Feldbetten, als drüben am offenen Eingangstor ein Feldwebel zur Begrüßungsrede erscheint. Ein paar Schritt innerhalb der Halle ist er stehengeblieben, hat mit den Eingangsformeln begonnen, als sich jemand darüber beschwert, dass hier im Korridor zur Kantine immer zehn Bewaffnete mit Maschinenpistolen stehen. Er antwortet mit einer ideologischen Phrase von der Bedrohung und so weiter. Das ärgert: Unterdrückung durch Bewaffnete, wieder mal damit gerechtfertigt, dass diese angeblich vor einer Bedrohung schützen, die man nur vom Hörensagen kennt. "Welche Bedrohung?!", frage ich laut. Der Feldwebel antwortet mit einstudierten Sätzen, die ich wiedererkenne, weil sie aus den gängigen Indoktrinationen stammen. Ungeduldig unterbreche ich ihn mit einer zweiten, dann noch mit einer dritten kurzen Frage: "Warum?!" Ich fürchte, das klingt aggressiv, aber sein abgeschmacktes Gerede ist schwer ertragen - ich weiß ja immer schon vorher, was er sagen wird. Meinen letzten Einwurf beachtet er auch gar nicht mehr, trägt bloß noch ein paar abschließende Formeln vor. So ignoriert zu werden macht mich erst recht wütend. Ich würde ihn gern zu einer Antwort zwingen, würde mich gern vor ihn stellen, ihm die Frage in's Gesicht schreien, so dass er antworten muss. Aber die Vorstellung schreckt mich, so wie ich bin, mit nackten Beinen, in Windeln, breitbeinig und winzig klein quer durch die Halle zu laufen, bis ich dann endlich vor ihm stehe. Stattdessen stelle ich mir vor, ihn später in der Kantine wiederzufinden. Dann könnte ich mich ihm gegenüber setzen, dann könnte ich fragen, wiederholt fragen: "Warum?!" Er ist fertig, dreht sich, geht auf ein massives, geländetaugliches Fahrzeug zu, das draußen vor dem Eingang steht. Um ihn später wiederzuerkennen, versuche ich mir sein Aussehen zu merken. Ich zweifle, ob ich ihn wirklich wiedererkennen werde. Er trägt ein Hemd mit dichten Streifen: roten, schmalen, senkrechten Streifen. Ich sitze im Freien, auf einer Kreuzung der Lagerstraßen, auf einem großen, schwarzen, kubischen Block. Niemand ist zu sehen. Früher war alles besser, geht mir durch den Kopf, zumindest, was das freie Denken betrifft. Früher wären doch solche ideologischen Reden für alle so offensichtlich lächerlich gewesen, dass sie unmöglich gewesen wären. Doch heute, das macht mich traurig, wird alles kaserniert. Sollte ich nicht verschwinden?
2010-08-08 I'm driving on a country road, from East to West, amidst fields thick with green grain. I'll be passing a grove to my left, approaching a large wood. The sky is shades of grey with convoluted clouds indicating rain. There was a clear sky early this morning when I was carrying things to the car, now I've evidently come into the range of the bad weather that's covering the West. But maybe it's just as well because - clouds temper the heat. Still, the sky was fascinating this morning: blue, dark blue, long before sunrise. I thing there was something above me: an artificial triangular star, or a space station. Remembering my departure I'm anxious again, having left the appartment unsafe behind doors that might as well be of cardboard. In thought I'm back there: this morning, carrying valuables to the car. At least I've taken them away, my precious things. I'm now passing the grove, thinking how I wanted to flee for a couple of weeks. But already I feel fear returning, rising from my stomach. I must get back.
2010-08-04 Bis zum Abflug ist noch eine Woche Zeit. Ich sitze auf der Bettkante und denke: Wenn ich all meine Dinge hier lassen muss, wird es schwierig. Ein freundlicher Kollege steht vor mir. Ich sage: "Ich frage mich, was jetzt passiert: Können wir unsere Sachen mitnehmen oder werden wir vollständig mit Astronautenzeug ausgestattet? - Kann ich mein Notebook mitnehmen?" Der Kollege sagt: Ja. - Aber es könne sein, dass ich nur den Motorblock mitnehmen könne. Den Motorblock? Daraus werde ich nicht schlau. Ich schaue ihn wohl blöd an, er fährt fort: "Weil .. ", aber den Rest seines Satzes verstehe ich nicht. Schließlich stellt sich heraus, dass er über das Kakao-Kochen spricht. Er meint, dass ich auf der Raumstation keinen Kakao kochen darf. Was hat das mit meinem Notebook zu tun? Ich sage: "Ja, es kann sein, dass ich nicht Kakao kochen darf. Aber das Notebook kann ich doch trotzdem mitnehmen." Doch er hat mich verunsichert, ich überlege, ob ich das Notebook vielleicht deshalb nicht mitnehmen darf, weil in der Schwerelosigkeit der ganze Staub aus den Ritzen unter den Tasten hervortreten und die Luft verschmutzen würde.
2010-08-02 The news says that in one hour Iran will launch 6000 rockets. I'm wondering: where will they go? Will they be short range or will they reach Germany too? How many could be aimed here? - A hundred? - 6000 is an awfully large number. I'm wondering how I could get more information about their range. Now the radio is saying that everyone who's not yet in a bunker ought to start walking for the nearest one now. We're in class, writing a test, I'm sitting in the third row. The others here are giant dark lumps sitting in the rows before me and in the row beside me. The schoolmistress is standing behind a counter at the head of the class. I know I shouldn't create a disturbance because of the test that's going on. But shouldn't I speak up about the danger from missiles? Gathering my voice takes all of my courage. Then I hear myself speaking, saying out loud what I heard on the news. No reaction from anyone. What's that supposed to mean? Apparently they don't take the danger seriously. Do they know more than I do? Then someone says:"You are a pathetic liar".
© Anthony Thwaites |