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February 2010

2010-02-27

Immer wieder schlucke ich Schimmel von diesem schönen Frühstückstisch

Wir sitzen in einem langen, holzgetäfelten Raum an einem langen Frühstückstisch voll guter Sachen und blicken hinaus in den Garten, auf die Straße, die Bäume, die Häuser gegenüber; eine hübsche Gegend. Die schönen Dinge auf dem Tisch sehen verlockend aus. Allerdings war schon lange niemand mehr hier. So lange, wie niemand mehr hier war, steht auch das Essen auf dem Tisch.

Ich probiere etwas, schlucke auch, will es dann aber ausspucken, weil ich einen schlimmen, bitter-scharfen Geschmack im ganzen Mund habe. Ich versuche es auszuspucken, kann freilich nicht alles ausspucken, habe ja schon geschluckt und von meinem Gaumen kriege ich auch nicht mehr alles ab. Über der Toilette hängend suche ich im Ausgespuckten nach Zeichen und denke: Schimmel; ich suche und finde Schimmel in der Toilette - oder etwas, das so aussieht.

Da aber am Tisch alles so schön aussieht, nehme ich doch wieder von dort, denke: es wird ja nicht alles schlecht sein. Ich trinke, Fruchtsaft oder sowas. Doch wieder der schlechte Geschmack im Mund, ausspucken, ich will, muss ausspucken. Ich suche wieder nach Schimmel im Klo. Wieder finde ich etwas.

Danach passiert es mir wieder. Und wieder. Bis ich zu verzweifeln beginne. Ich denke: Es wäre ja vielleicht nicht so schlimm, wenn es mir nicht immer wieder passierte.

Ich starre in's Klo, auf die Reste, und weiß jetzt wirklich nicht mehr ein noch aus: Weil mir das immer wieder passiert!

Ich spucke und spucke - und kann eben nicht mehr alles auspucken: immer mehr von der Tatsache verfolgt, dass ich mich vergifte und immer mehr vergifte. Auch wenn ich jetzt noch keine Schmerzen oder Symptome habe, so fürchte ich doch mir großen, irreparablen Schaden zugefügt zu haben. Ich verstehe bloß nicht, warum ich nicht lernen kann, warum ich das immer wieder tue und immer wieder erst hinterher merke, wie schlecht es war.

 

2010-02-25

Speaking up against the right wing police

I'm among a crowd on an ensemble of very steep grandstands placed at odd angles close to each other. I hear a man speaking but I can't see him. He's defending the right wing radical police force (that is also supported by our both gay and reactionary foreign minister).  He's saying that their uniformed gangs are not at all as bad as is being made out. He says that they don't attack people.

Outraged at such false information I get up and walk clockwise around all the grandstands until I see a low station building with a number of people gathered in front of it and along the left side of the road. Looking around to identify the speaker I raise my voice, asking: "Who was just saying that about the right wing police ..?", when one among the crowd, a burly man with hairy forearms, signals that it was him. I continue, addressing him: "You just said that they don't attack people .. ", he indicates that he said that, I continue: "That's just not true, have you ever been to Kreuzberg? - They do attack people, using batons and .. ".

The man doesn't contradict me. Apparently he had to agree. Feeling relieved I start walking away when I see a number of small people queuing up against the edge of the pavement. Encouraged by my example they now want to speak in turn. That is very good. I feel much better now, having spoken against the authorities.

 

2010-02-24

A Sperm flooding

We've been breeding white germs in a liquid under a table: in my living room in the attic. I haven't seen them magnified, so I can't be sure but I think they take the form of worms. I see them glowing white, illuminating the milky fluid with their own light. It would be a pretty sight if not accompanied by the uneasy feeling conveyed by the presence of a thing poisonous or explosive.

I've been pottering about to get on with the experiment when somehow, through supreme clumsiness, I manage to upset the container, a glass jar, very large, like a dustbin. Lying overturned it is now empty. The plastic bag that held the brood is missing, the force of the collision must have ejaculated it somewhere. Looking around in panic I soon see it: a shopping bag, lying a couple of steps away. It is on it's side, almost beneath an ancient brown bedside table. (Like the one in my grandfather's bedroom, I remember the unpleasant smell there.)

Much worried that the stuff will get out I hasten to set the bag upright. Looking inside I see that at least some of the fluid is still there. But, alas, more has leaked! Looking around I'm shocked to see how much: There are deep puddles, a regular flooding on my floor, especially near the topmost tread of the stairs, it's really deep there.  Treading there would submerge my foot, flood my shoe.

It is the thought of worms that shakes me with disgust.

 

2010-02-21

Kindergartenbus abgemeldet. - Wer holt den Müll ab?

Es geht um das Haus meiner verstorbenen Mutter. Die Räumung steht bevor. Ich habe all den Müll in verschiedene Räume, jeweils in bestimmte Ecken gestellt. Die guten Dinge stehen jetzt alle davon getrennt. Durch's Haus gehend sehe ich auf dem Dachboden viel Müll, sehe ich im Schlafzimmer meiner Mutter nur gute Dinge stehen, sehe ich im Zimmer zur Straße fürchterlichen Müll, sehe ich im hinteren Zimmer nur gute Dinge: rechts ein Waschbecken mit Seife, links Handtücher auf Regalen. Das sieht schön und ordentlich aus.

Ich bin zufrieden mit der sauberen Trennung, da die Sperrmüllmänner den Müll jetzt wegnehmen können. Anschließend können wir das Gute mitnehmen. 

Da fällt mir ein, dass ich den Kindergartenbus ja abgemeldet habe, der die Müllabholung besorgt. Oh Gott, wie soll das jetzt gehen? Sperrmüll wird ja nicht abgeholt, wenn der Kindergargenbus abgemeldet wurde. Aber ich habe ihn abgemeldet. Was soll ich bloß machen? Ich könnte höchstens dort anrufen und verzweifelt und zerknirscht über meinen Fehler zu früh abgemeldet zu haben einer Kindergartenbus-Schalterbeamtin das Problem schildern und hoffen - auf Gnade? Äußerstenfalls müsste ich nur wegen dieser einen Abholung wieder anmelden und ich fürchte erhebliche Kosten.

Doch was bleibt mir anderes übrig?

Mein dicker, alter Bekanter ist jetzt hier. Besorgt sage ich zu ihm: Wenn der Kindergartenbus käme, wäre ja alles gut, weil die ja auch in's Haus kommen; dann würden sie den Müll raustragen; anschließend könnten wir das Gute wegschaffen.

Trotz meines Fehlers sieht er aber noch Lösungsmöglichkeiten, an die ich nicht gedacht hatte: Die gelbe Abbruch-Firma, mit der er scheinbar Erfahrung hat. Ich sehe schon das brutale, gelbe Abbruchauto auf unser Haus zufahren. Die müsste man natürlich auch teuer bezahlen, aber als Möglichkeit will ich das im Kopf behalten.

Wir stehen vor dem Haus. Meine Mutter steht neben mir. Sie stand eigentlich schon da. Schuldbewusst sage ich zu ihr: "Weißt du, dass ich den Kindergartenbus abgemeldet habe?" Sie, gelangweilt und genervt, antwortet: "Jaa, ich weiß." Aha. Sie muss also alles mitgehört haben.

 

2010-02-20

The whore loves me, what do I do?

There's this girl, black hair, she's cute. She told me to come back around half past nine. Not nine. I said: "Nine?" But she said that most probably she wouldn't have finished with her clients by then. So she told me to return at half past. She is a whore. I must ackknowledge that to myself. She really likes me, I think she is in love with me. That is true and I would so like to love her back. But she is a whore.

 

2010-02-19

Back with my psychoanalyst

After that huge row a couple of years ago I've now returned to my psyhoanalyst. His gloomy office is on the ground floor, a large window is for the most part occluded by something black with an oblique edge. His back to the wall he is sitting in a dentist's chair.

I'm not sorry that I've come back and it's not bad for him either, I'm thinking. He was clearly glad about my return which is understandable because the manner of our parting didn't reflect well on him either. 

I see him every day in the present phase of therapy; doing rather well except for crises when my temperament is a bit volatile. Then I tend to be rather aggressive, flying at him repeatedly in a bottomless rage. But that's okay.

 

2010-02-16

Entführung von zwei Frauen

Wir haben zwei Frauen entführt, sie in zwei Säcke gesperrt und mit dem Auto hierher gefahren. Sie wussten nicht, dass wir sowas tun würden. Ich denke: Das ist Freiheitsberaubung. Das ist strafbar. - Ich habe Angst.

Die eine ist Christine, die andere ihre kleine Freundin, die ich in einer Vision im offenen Motorraum unseres Wagens wie ein plattgefahrenes Tier auf den harten Motor gespießt sehe. Tot.

Wir haben den Sack mit Christine jetzt gerade hinauf in Ralfs Wohnung getragen, wir haben sie abgeladen. Ich öffne den Reißverschluss, da, wo der Kopf ist, damit sie Luft kriegt.

Ich sage zu Ralf: "Wir müssen jetzt noch das zweite Paket hochholen", und erschrecke über meine Menschenverachtung: dass ich von einem 'Paket' spreche. Er meint: "Ach, heute nicht mehr." Ich sage: "Das müssen wir schon machen, auch wegen der Luft, ich weiß nicht, ob sie genug Luft kriegt." Wenigstens was das betrifft, bin ich mir sicher: dass ich darauf bestehen werde. Ich sage: "Wenn du willst, kann ich das auch allein machen." Weil sie so klein und leicht ist, im Gegensatz zu Christine.

Da höre ich vom Flur her eine Stimme leise sagen: "'Anna ..?" Christines Stimme, sie muss gerade zu Bewusstsein gekommen sein. Anna ist der Name ihrer kleinen Freundin, die ein Verhältnis mit einem Mörder hat. 

Bei dem Gedanken ihr als Verbrecher in's Gesicht sehen zu müssen, habe ich Angst.

 

2010-02-15

The British navy takes a bold decision

In a supermarket I'm looking at a newspaper stand, at a newspaper at the bottom of the stand, an unpleasantly conservative one; I'm looking at a comment at the bottom of the front page. It's about a decision of the British navy that I had already heard of. The cheekiness of it has aroused both amazement and admiration.

I want to read this article because I'd like to have an opinion about this; as yet I know little about what actually happened. Reading it I'm beginning to absorb the facts: A British war ship took control of a Russian oil tanker near the Yucatan peninsula and then forced it to leave these waters. The British decision seems a bit impudent because their ship, itself in foreign waters, had no legal right to deal with the Russian as they did. Also because Britain is a small country and Russia is a big country.

In the second column of the article a whole paragraph is devoted to extinctions: of dinosaurs and so on. I imagine ancient creatures on the peninsula: dawn horses that look like slender tapirs with long snouts. The reason given by the British for making the Russian leave concerns eruptive material from an active volcano on the coast that could hit the tanker. The tanker would then explode, that explosion could in turn hit the volcano; this could cause the volcano to blow up devastatingly; and such devastation would mean a local extinction of all life.

I'm aware that this is a rather improbable chain of event. But though improbable the Brit's action might still be justified because the catastrophe, if it happens, would be so astronomical. The question is whether the scenario they give is at all realistic.

I'm talking about this to my father. In a dark house where everything is made of grey old wood we're walking up the almost pitch-black staircase. Reiterating the story to him I'm just picturing how a lava missile could be thrown very high and very far which I suddenly find rather convincing since I know that volcanoes can spew stuff miles into the atmosphere and so indeed could hit a ship even miles out at sea. This is going better than I thought. Suddenly I'm sure the scenario is valid which makes me feel really good. And the ship, being hit, would obviously blow up. However, trying to paint a convincing picture of the explosion of the ship hitting the flank of the mountain thus causing it to burst, I'm growing doubtful again - because a blast wave from the tanker wouldn't reach very far. The ship would have to be very close to shore for this to make sense.

We have now come to the attic which is also rather gloomy. My father isn't convinced about the scenario that I've laid out and I'm not not a hundred percent sure any more either. "Perhaps", I say to him, "I could ask my physics professor". Longing for certainty I'm hoping that he could deliver an authoritative judgement of the matter.

But in fact I probably won't dare to ask him about it.

 

2010-02-12

Ankunft auf einem fremden Planeten; schwarze Schlangen greifen uns an; Einheimische retten uns mit unsichtbaren Macheten

Angekommen auf einem fremden Planeten werden unsere Leute von den gefährlichen Tieren angegriffen, die es hier gibt. Zwei Spezies räuberischer Schlangen stürzen sich auf sie. Eine, die ich nur anfangs sehe, hat ein besonders dickes Ende (wohl der Kopf). Die zweite greift immer in Knäueln an, vielwurmige, schwarze Bande wickeln sich um die Köpfe, Hälse, Leiber der Menschen.

Die Schlangen quälen ihre Opfer. Ringsum sehe ich unsere Leute schlangenumwunden auf der Straße sitzend sich so benehmen, fast als ob nichts wäre. Diese Apathie mitansehen zu müssen, finde ich besonders schwer zu ertragen, ich verstehe es nicht, kann es mir nur so erklären, dass die Schlangen ein lähmendes Gift injizieren. Nur wenige von uns kämpfen, zum Beispiel mein Schulkamerad, der große Josef, den ich in einer Seitenstraße sehe. Doch selbst heldenhafte Anstrengungen von nur zwei oder drei Leuten sind natürlich wirkungslos.

Wir scheinen schon verloren, als die Einheimischen dieses Planeten, von deren Existenz wir gar nichts wussten, uns zu Hilfe eilen. Sie sind ziehmlich klein und breit, wie Trickfiguren, sonst menschenähnlich. Überall hauen sie mit unsichtbaren Hackmessern die Schlangen von den Hälsen der Opfer. Ungläubig zuschauend zweifle ich immer noch, ob sie das wirklich können, doch sehe es in der Straße und in der Nebenstraße; und wundere mich immer wieder, wie rasch das geht. Erstaunlich, wie sie drauflos hacken ohne auch nur die Haut eines Menschen zu ritzen. Bald ist klar, dass sie uns wirklich befreien. Ich glaube, da sehe ich den letzten sitzen, der auch schon fast befreit ist: ein Stück Schlange hängt ihm von der Schulter herab und eben haut sein Retter auf die letzte schwarze Wicklung ein.

Als es vorüber ist, erscheint ein Mann auf dem Gehsteig, dessen Gesicht durch schorfige, schwarze Flecken entstellt ist. Das erschreckt mich im ersten Moment. Aber dann denke ich, dass das Leben hier eben hart sei. Ich begrüße ihn als den Anführer unserer Retter. Wir kommen in's Gespräch, jetzt werde ich mir auch klar darüber, dass die Einheimischen Menschen sind, die zu einem früheren Zeitpunkt einmal hier ankamen und damals den gleichen Gefahren ausgesetzt waren wie jetzt wir. Dass sie das ohne Hilfe geschafft haben, bewundere ich wirklich, denn ohne ihre Hilfe wären wir ja in null Komma nichts ausgerottet worden. Wie sie das ursprünglich geschafft haben, ist mir ein Rätsel. So sage ich auch zu ihm, es sei erstaunlich, dass sie es anfangs überhaupt geschafft hätten hier zu überleben. Er lächelt wehmütig, meint, es habe auch Engpässe gegeben.

 

2010-02-08

Ich höre endlich auf zu essen

Meine Mutter hat einen riesigen Haufen Kuchenteig gemacht, der jetzt im Bad liegt: verschlungene Masse, weich und löchrig, reicht mir bis an den Nabel. Härtere, dunkle Dinge sind darin eingebettet. Ich nehme mir etwas davon. Gut und langsam kauen. Ich wollte nur ein wenig davon nehmen, aber merke dann, dass ich mir wieder genommen habe. Und wieder. Wieder und wieder merke ich, dass ich mir wieder genommen habe und denke immer: Das nur fertig essen, dann Schluss. Dann merke ich, dass ich mir wieder genommen habe.

Viel Zeit ist inzwischen vergangen, ich kann nicht aufhören zu essen; immer noch in der gleichen Lage sehe ich, wieder, ein Würmchen Teig auf dem Riesenhaufen, das ich mir noch vorgenommen hatte zu essen. Tue ich das nicht, wird der frische Teig schlecht.

Ich entscheide mich, es dennoch liegen zu lassen.

 

2010-02-05

Worries about the cleansing fire

There are no windows. My mother is in the next room and we have decided to set things alight. All the stuff is grouped in piles around discoloured greenish walls. I'm standing in front of an iron sheet table from my mother's living room. Several leather bags are sitting on the lacquered surface, also a small round breakfast tray that I like but decided to dump. Some of this is already burning; my fingers grip a wooden phallus that I want to use as a kindler to spread the fire. Having set it aflame I'm holding it to the wooden breakfast tray that sits flat on the table; fire leaps up, then extinguishes itself. Time passes. I try it again. Now it works. The tray, I imagine, has become dried through the first flame.

Now about the bags. There is one that I might covet. Picking it up I'm thinking it's similar to a larger one that I have at home: fit to carry papers. Opening it I look right through the bottom; two of the seams have come apart. I could still repair this. - No, it is time to let go. Putting it down I leave it to the flames. Everything on the table is now burning. I feel relieved not having to worry about these things any more.

Turning my attention to the other piles I see more leather bags to the left of the room door, recognizing the one that my mother used for bathroom stuff; small bottles and so on. I decide quickly not to save that one. Looking around I get scared by the sheer amount thinking that just one or two fires will hardly make a dent. I proceed with lighting fires. I pause, considering that the room is now burning in four places. I'm becoming a bit scared.

Through a short hallway I get into a much larger room where my mother is. It's almost a storehouse, throughout chequered with piles of things, separated by passages, some daylight filtering in from the far end. My mother asks me: "How is it?" I reply that I've started the burning. I state my worries that either the fire is too small and will soon go out, or that it will get out of control. She nods, then accompanies me back to the first room.

* * *

I have come outside. It is dark. The building looks like a depot, it's probably white by daylight. There is a tube on the iron-sheet wall, leading up to a dim eye, watching out; it is a round light. It is a fire signal, it's on. The light is rather dimmed but the fireman will notice. It's his job to watch out for it. I'm worried about this, knowing that he's nearby in his car. To protect the fire I'm holding up a pole to cap the light. The pole, too narrow, doesn't quite cover it up. Hopefully it will be enough.

But I have failed, the man comes.

 

 

© Anthony Thwaites