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May 2010

2010-05-25

Homunkulus geht wieder in die Schule

In meinem Kinderzimmer stehend überlege ich, wie man Unterlagen transportiert. Wenn man zum Beispiel einen dicken Ordner hat, kann man den in den kleinen, braunen Aktenkoffer legen, der im Schrank neben der Tür steht. Es könnte auch so zugehen, dass ich zum Transportieren nichts Geeignetes habe. Dann müsste ich zum Beispiel Stapel von Unterlagen nackt transportieren. Das wäre freilich auch keine Schande.  Die Leute würden schon verstehen, dass man auch so arm sein kann, dass man halt keine Tasche hat. Solange ich aber eine finde, aus der Erbschaft meines Vaters zum Beispiel, würde ich eine nehmen. Ich schaue auf's Bett, wo ein dicker Ordner offen liegt.

Mir geht durch den Kopf, dass es interessant sein wird, jetzt, da ich groß bin und in meinem Leben viel gelernt habe, wieder in die Grundschule zu gehen. Ich bin gespannt, ob ich dabei noch was lerne. Vielleicht werde ich das damals in der Grundschule Gelernte jetzt noch einmal ganz anders zu sehen lernen.

Ein dünner Mann hier im Raum hat diese Erfahrung schon gemacht. Er ist schon älter, trägt einen grauen Filzmantel und murmelt: ".. der Homunkulus,  ein seltsames Kerlchen ..". Er meint, dass Neuigkeiten oft aus Botschaften bestehen, die sich als objektiv geben, aber an sich grobe Vereinfachungen sind. Das verstehe ich und sage: "Zum Beispiel so wie die Botschaften in den Fernsehnachrichten".

Er gibt mir recht und ich denke: Sie sind's, die Nachrichten- und Botschaften-Macher, die die Wirklichkeit verfälschend deuten, den Vorgang der Deutung jedoch unterschlagen. Ich überlege: Homunkulus - was heißt denn eigentlich das Wort? - Es heißt: Menschlein. Ich denke: Sie sind's, die das Verhalten des Menschleins diffamierend deuten, den Vorgang der Deutung jedoch unterschlagen.

 

2010-05-24

Caught under the sea

Our Hero has come to a place under the sea where they keep her prisoner. It's in the middle of the Atlantic, a big place surrounded by a transparent wall. The amazing technology here enables her to breathe under water.

She's communicating with her captors using an invisible technological link leading up to the surface. She is asking them for a bit of control. But the only thing they will concede is something brown that entails control only over her own body. That is not what she had in mind. She's now mentioning the hyperoxygenated water column that lets her breathe down here, hinting that she might use this to escape. For a moment I'm thinking that she'll actually do it: escape now.

But she's only trying to gain leverage with them.

 

Wachsfluss auf dem Küchentisch

Wir sitzen am Küchentisch, mir gegenüber der unangenehme Herr des Hauses.

Mit ungeschickter Bewegung stoße ich ein Kerzenglas um, die Flamme erlischt, das im Glas vollständig geschmolzene Wachs läuft zwischen all die Dinge auf dem Tisch. Hastig greife ich ein verschrumpeltes Papiertaschentuch und lege es in die wachsende Pfütze in der Hoffnung es werde Wachs saugen und so zumindest die Ausbreitung hindern. Anschließend will ich das Malheur aufzuwischen beginnen. Doch das Taschentuch wirkt nicht, das Wachs fließt scheinbar nun erst recht noch viel weiter, als sei es durch meinen Eingriff sogar dünnflüssiger geworden. Ich rufe: "Nein, um Gottes Willen, das wollt' ich doch gerade vermeiden!"

Der Herr und die Herrin des Hauses beobachten mich.

Panisch greife ich nach dem nun schon wachsnassen Taschentuch und suche damit die Ausbreitung zu hindern, die bereits bis an einen kleinen Christbaum reicht, der am Ende des Tisches auf der Platte steht. Seine Wurzeln sind in einem alten, graugrünen Wachshügel verborgen, in dessen Furchen flüssiges helles Wachs blink, das dem verschütteten gleicht. Das leckt aus der wächsernen Baumbasis, die sich durch solch frischen Fluss tendenziell ja erweitert.

So werfe ich das Taschentuch dahin auf den Hügel in der Hoffnung, es werde die Nässe saugen, dann untergehen, optisch verschwinden. Stattdessen bildet es dort, weiß in graugrün zementiert, einen hellen Schandfleck.

 

2010-05-21

Die Verschütteten

Schneemassen, Lawinen sind niedergegangen. Immer wieder sehe ich Bilder verschütteter Menschen und Känguruhs: Schiefe Ebenen, aus denen Köpfe, Schultern, Oberkörper ragen. Die Verschütteten können sich wohl nicht rühren, ich stelle mir das furchtbar vor. Ich denke: Es kommt wohl eben darauf an, ob man die Hände frei hat. Wenn nicht, ist man verurteilt.

Wenn man sich selbst ausgraben kann, muss man anschließend die anderen ausgraben helfen. Dann ist zu hoffen, dass der erste, den man ausgräbt, einem hilft weitere auszugraben, so dass man in einem Schneeballsystem immer mehr Helfer findet. Aber auch darauf kann man nicht rechnen, denn unter Umständen gehen die Ausgegrabenen einfach weg, man kann sie ja nicht zwingen.

Mit den bloßen Händen Leute aus einer Lawine zu graben stelle ich mir auch erschöpfend vor. Wenn man die Hände frei hat und sich selbst ausgraben kann, ist ja auch das schon nicht einfach: man muss sich mit roten, halb gefrorenen Klauen immer um sich herum grabend durch hartgepressten Schnee kämpfen und ich weiß nicht, wie weit die Kräfte reichen. Ich frage mich, wie tief man graben muss um schließlich ein Bein freizubekommen.

Vielleicht kommt man dann in die Lage vor Erschöpfung nicht mehr weiter zu können und schließlich, selbst zwar befreit aber vor Kraftlosigkeit hilflos, die anderen sterben zu sehen. Das muss auch schlimm sein.

 

Fire at a department store

Walking in the street I'm approaching a department store that has been partly burned. The entrance is a funnel leading into the shadowy bowels of the building, it's flanked by showcase glass. Here to the right the glass has gone and the insides are showing, it's the furniture department. I see mainly Chairs, rows and rows of them darkly piling up towards the back wall. The furniture in front is clearly spoiled, a sodden white armchair for example, it's the work of the fire hose. But I see no soot, looking around I can't find any sign of actual burning. I'm wondering why. For example this rattan chair right in front of me - is certainly inflammable, isn't it? Why didn't the fire catch hold? I suppose it was extinguished just in time as they say. Regarding the wet furniture I'm thinking that the damage to the store is probably still considerable. That's a bit of a consolation.

 

2010-05-18

The unclean orange

My head, the hair is so horribly dirty.

We are all separately sitting on chairs, bound to those chairs. Some of us are offered a place to sleep based on how we reply to the hair question. But I'm not one of those who will get such a place. I will have no bed. I don't know how I'll get through the long night.

I'm now starting to peel the first orange, that is: my head. The peel is stuck on the back of my head as though it were an orange. The peeling makes me a little less dirty. Now I'm peeling peels off my head one after the other. But my head doesn't get any cleaner. On the contrary.

 

Spannende Einrichtung für Hunde wie mich

Wochenende, wir sind hier zu Besuch.

Mit unserem gefleckten Hund kommen wir an die Hügel, die eine Hundespaziergeh-Einrichtung sind. Meine Mutter ist mit ihm vorausgegangen, wo am Eingang der Einrichtung ein großer weißer Hund steht, sein Besitzer ist dabei, ein Mann im Anzug, der an meinen Großvater erinnert. Der fremde Hund sieht gefährlich aus. Beide Hunde stehen stocksteif. Ich sehe, dass meine Mutter unseren Hund am Halsband festhält. Aber der andere Hund wird nicht festgehalten. Es sieht so aus, als ob meine Mutter unseren Hund an dem anderen vorbeiziehen will. Ich habe Angst, der andere könnte unseren in die Flanke beißen, während er, am Halsband gehalten, hilflos ist.

Ein gutes Stück weiter, mitten in den dunkelgrünen Hügeln der Einrichtung stehend denke ich, dass das es hier ja recht spannend sei: weil man nie weiß, was passiert.

 

2010-05-16

Xenomineralogy

We're on a rocky planet exploring a labyrinth of gorges. For some time now I've been carrying a large reddish stone. A piece came off when I more or less mindlessly banged it against some rock wall but it doesn't look much different inside. Still I'm having this idea that it might. Now, at an outcrop beneath another gorge wall, in a kind of obsession, I'm again banging rock against rock. Pounding on without real hope - thinking that the stone probably won't even break again - I'm amazed to see it come apart and indeed reveal a white crystal layer inside stretching all over the fragments. I have exposed the core!

Puzzling the pieces back together to carry them more easily in one hand I'm then wandering around to look for our teacher, a tall young woman, I want to show this to her. I'm wondering whether the white layer is due to water having seeped inside depositing crystals there. I'll certainly ask her about this theory. I imagine she'll praise me, I'm a bit greedy for that, I have to admit.

But I can't find her. The other pupils are all over the place. Looking through a kind of doorway into a large rock chamber I see no trace of our teacher but just my grandfather, the amateur mineralogist. I'm certainly not motivated to talk to him!

Maybe I'll keep the stone until tomorrow. Maybe our teacher will then set us a task to find just such a stone with deposits inside. In that case I could then show it to her immediately. Maybe I will then be able to get her attention.

 

2010-05-15

Wir lassen Papier fliegen

Wir stehen am Fluss, auf einem kurzen, rechteckigen Steg aus Brettern, und halten Papier in den Wind, damit es fortfliegt. Dieser Wind ist besonders. Wir finden es toll. Wir wissen, dass wir damit die Welt verschmutzen. Aber der Fluss ist so groß. Von den alten, vergilbten Blättern, die wir halten, schält der Wind je eine dünne Lage ab. Es erscheint so magisch. Als das vorüber ist, lassen wir einfach ganze Papiere fliegen. Das ist freilich nicht mehr so besonders. Aber wir tun es.

 

2010-05-13

Flucht vor dem Riesen

In einem Hotel. Mein Zimmergenosse ist Amok gelaufen und hat hier im Raum viele Leute umgebracht. Den Rest der Nacht sind wir allein. Ich fühle mich als sein Gefangener, er hat auch ein Messer, davor habe ich Angst. Ich fürchte, dass er mich doch noch umbringen wird.

Er ist mein Mitschüler, wir sind schon an einigen anderen Orten zusammen gewesen, immer hatte ich Angst vor ihm - und immer auch Angst, für seine Verbrechen mitverantwortlich gemacht zu werden.

Morgens ist die Tür auf. In der offenen Tür stehend gewinne ich so viel Zuversicht, dass ich ihn angreifen will, denn offensichtlich ist er ein Verbrecher. Rechtsum in das Zimmer hinein, auf ihn zugehend will ich ihn attackieren, dann stehe vor ihm und weiß nicht wie. Denn er ist riesig - mein Kopf geht ihm gerade mal bis an die Oberschenkel -, so dass ich meine Absicht aufgebe und feige, Frieden heischend hauche: "Du bist größer als ich."

Wieder zur Tür gehend sehe ich einen anderen Kollegen dort stehen. Viel größer und stärker als ich hat doch auch er sichtlich Angst, in gestreifter Strumpf-Kleidung steckend macht er eine lächerliche Figur. Gegen den Riesen ist auch er nur ein Zwerg.

Ich habe das Zimmer verlassen. Durch Gänge flüchtend will ich zur Erd-Garage. Das ist ein großer, dunkler Raum mit einer kurvigen Erdwand auf der linken Seite, die der eingeschnittenen Wand eine Canyons ähnelt, auch eine Schichtung ist sichtbar.

Viel Erde wurde da ausgehoben.

Dort muss ich hin, viel einladen, dann fortfahren; die Garage hat ein Tor in's Freie. Am besten wäre es, wenn ich wegfahren könnte ohne dem riesigen Verbrecher noch einmal über den Weg zu laufen, denn das macht mir Angst. Aber was ist dann mit meinen Sachen, die noch im Hotelzimmer sind? - Ich müsste - am besten wäre es, alle Sachen, die in der Erd-Garage sind, zuerst einzuladen, dann nochmal zurück zum Zimmer, wobei ich hoffe mich dann an ihm vorbeischleichen zu können.

Ich bin im Freien.

Ich nähere mich dem Gebäude, muss da hinein, dann in den Keller um von dort in die Garage zu kommen. Ich komme hinein, aber dann, durch einen unterirdischen Gang gehend, wird mir bewusst, dass ich ja gar keinen Schlüssel für die Verbindungstür habe. Ratlos meine Kleidung abtastend finde ich aber doch einen kleinen Schlüssel, der Anhänger ist bläulich, wie kam der in meine Hosentasche? Es ist nur ein kleiner, unwichtiger Schlüssel, der große, wichtige fehlt mir.

Dennoch komme ich jetzt wenigstens bis in die Garage.

 

2010-05-11

The missile

A couple in a dreary landscape of hills and grey grass. The young man is invulnerable, also super-strong etc..

They're on this side of the hill.

They're on the crest of the hill near or benaeth a scaffolding of slats. 

They are being attacked by his enemies and she's wondering why machine gun fire doesn't make the car explode.

They're on the other side of the hill sitting in another car. A missile is whizzing towards it. It is a brute force attempt to slay our young hero. I know that even this can't harm him but the girl will die.

The missile hits the car top and, making a hole, vanishes inside. - I'm seeing this from far above.

While everything is now shown in extreme slow-motion he's frantically trying to get her out of the car through the wrecked roof before the missile explodes. The slow-motion makes their desperate efforts seem to take agonizingly long.

After several failed attempts - a few seconds of real time may have passed - he's finally succeeding in squeezing her out through the top, then throwing her to one side of the car, himself leaping after her while the explosion now commences: transforming the car into a flood of expanding light. There is no time to get further away but I understand that he's trying to reach her to cover her with his invulnerable body.

He is finally above her barely ahead of the blast. I think I see him trying to cover her more fully before the front hits.

While the explosion is rolling over them I wonder whether he can really protect her: won't parts of her body unavoidably stay exposed?

She'll still be badly injured.

 

2010-05-09

A crime and that heaviness by the shore of the lava lake

I see the mother's body vanish as a wave of lava from a volcano picks her out of the shell of a red car like a great hand from above.

Lying near the shore of the lava lake I see a couple of little things of coloured plastic and metal on this side of a very rough low crest that makes the shoreline. Especially one small cylindrical object would be, I think, important for the police investigation into the mother's murder: it could help explain what happened.

Now I see a wave rolling through the lava, coming towards me. I'm amazed that it looks like muddy water, yellowish, ripples and all. But it must be hot, I'm scared of being scorched.

I want to get up and flee. But I can't. I'm lying in a rock hollow and somehow by gravity  bound to the ground, so sunken in the hollow that I can't get up. In the extreme danger of the approaching wave I finally manage to summon the strenght to overcome this great heaviness.

 

2010-05-04

Mein Grill

Mein kleiner Blechgrill liegt in einer Keramik-Spüle, die grau vor Alter ist. Ich will den Grill benutzen und schüttle, damit diese Fladen herausfallen. Die Spüle ist eine feuchte Umgebung, so werden die Fladen feucht, ich sehe: Sie sind schon aufgequollen. Oh je, die sind nicht harmlos, wie ich dachte. Ein Haufen hellbrauner Scheiße-Klöße liegt jetzt in der Spüle. Ein einziger, flacher und noch halbwegs trockener Fladen ist im Grill an der Innenseite des Blechdeckels klebengeblieben. Aber so kann ich den Grill nicht benutzen. Zuerst müsste ich den Kot aus dem Deckel kriegen, mit Spülmittel am besten. Dazu müsste ich zuerst das Spülbecken säubern. Doch wie bloß?

Es schüttelt mich.

 

 

© Anthony Thwaites