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June 2011

2011-06-30

Der schwarze Kragen

Einer hat sich verkleidet und in dieser Verkleidung Verbrechen begangen. Alle nehmen an, dass hinter der Maske eine Frau steckt.

Nun sehe ich, wer's ist, denn er hat die Maske vor seinem Gesicht abgenommen: ein kleiner, alter Mann mit dünnem Bart. Er steht auf einem Bauernhof vor einer Scheunenwand.

Erstaunlich: den kenne ich ja. Und alle gehen davon aus, dass er eine Frau sei. Das ist natürlich ideal für ihn, da er dann ohne Maske unverdächtig scheint.

Jetzt geht er über die Wiese davon, obwohl er noch den schwarzen Kragen trägt, der Teil seiner Maske war. Oh, da sieht man ja doch, dass er der Verbrecher ist.

Fast will ich ihn warnen.

Auch Großmutter geht über die Wiese, auch sie trägt den schwarzen Kragen. Sie geht zum Schuppen. Da wird sie stürmisch von einem Kind begrüßt. Dem kommt ein Verdacht gar nicht in den Sinn.

 

2011-06-28

Toc, toc, toc ..

I'm fighting with a sword of driftwood. Standing on a wide sandy beach I can't see my opponent but I  feel him every time the tip of my wooden sword touches him making a 'toc' sound, 'toc, toc, toc, toc, toc ..' it goes , while I'm hitting him every second. So, apart from his invisibility he isn't a serious adversary.

But so big. And invulnerable.

 

2011-06-27

Die nahrhafte Scheiße der Wölfe

Über die Felder und Äcker meiner Kindheit gehen wir mit grauenWölfen spazieren. Ich denke ans Essen. Es gibt hier zwei Arten von Nahrung, die wir auf dem Weg zu uns nehmen könnten oder sollten. Das erste ist kein Problem: süße, rote Spagetti, davon habe ich mehrfach und gerade eben noch gegessen. Das zweite ist nahrhafter: brauner Wolfskot.  Es wird von einem erwartet. Ich fühle mich verpflichtet. Ich müsste.

Am Wegrand stehend, auf einen braunen Acker blickend, Wölfe am Rand meines Gesichtsfelds, sehe ich gerade vor mir eine dieser festen, braunen Scheißwürste schweben. Ich sage mir, ich könnte und stelle mir vor in das angeblich so nahrhafte Braun zu beißen. Da merke ich einen kleinen Widerstand. Doch dauert es noch, ehe ich wirklich soweit bin, mir zu sagen: Nein, ich muss das nicht essen.

 

2011-06-19

Take-off rushing down

I'm on a small plane. The seats are arranged in a diamond shape and the grown-ups have taken the good ones. The rear seats are unoccupied and invisible, lying in complete gloom. Coming from the front of the plane I'm considering a half-seat above the right wing. The alternative would be a proper one in the row behind, on the very brink of the bad area. 

I have sat down, the plane starts moving. I can see outside as though I was in the pilot's seat, looking onto the runway. Only there is no runway, just a steep slope; a steeply sloping meadow with trees, at the bottom of which is a large body of water. The plane should accelerate down the slope but the long grass catches at the black rubber tires. So the plane doesn't accelerate and I can't really pay attention because I'm still fumbling with my seatbelt. When I'm finally done the plane is already way down towards the bottom although clearly not yet at take-off speed. It really gains momentum only on the last strech where the ground is bare and the slope even steeper. That's cutting it close, the plane is now rushing towards the water. The pilot raises the nose only at the last second, indeed the whirling propeller dips into the lake, momentarily plowing liquid before it emerges and the plane lifts.

We're now slowly gaining in height but the ascent is very flat. Trunks of giant trees are rising from the surface, their canopy is one with the clouds, its shade darkens the water.

 

2011-06-15

Ich küsse die Falsche

Ich sitze vor einem Haus auf einer Bank. Meine Mutter ist hier, und mehrere junge Frauen. Eine hat lange, schwarze Haare, ich finde sie super hübsch. 

Ich halte die Augen geschlossen, plötzlich küsst mich jemand, die Schwarzhaarige wohl, ich erkenne sie an der Stimme. Ich denke, dass ich mich so öffentlich von ihr küssen lasse, da werden sich einige wundern. Aber sie ist so toll, dass ich nicht anders kann.

Ich öffne die Augen. Erschrocken sehe ich, dass sie das gar nicht ist, sondern eine unbekannte, junge Frau mit farblosen, kurzen Haaren, die ich nicht besonders anziehend finde. Und ich Unglücksrabe habe mich von ihr küssen lassen!

Wieder küsst sie mich, natürlich glaubt sie jetzt, dass ich das wollte. Und ich kann mich nicht wehren, weil ich sie ja vorher geküsst habe ohne mich zu wehren.

Endlich finde ich den Mut von ihr abzurücken, so dass zwischen uns auf der Bank eine Lücke entsteht. Die zeigt, dass ich sie nicht mehr küssen will.

Sie steht auf, meine Mutter verscheucht sie dann endlich.

Ich sage: "Ich hatte die Augen zu. Ich hab' an die Schwarzhaarige gedacht. Die Stimme klang so gleich."

 

2011-06-08

Helicopter attack, the admiral sleeps

I'm in a dark room, the old admiral is asleep in his berth. All the uniformed men are leaving, streaming through the door. Following them I'm stepping out onto an open deck. They are gone but a helicopter is approaching above the bulwark. One of those mean attack helicopters, I'd heard the enemy had threatened to use them.

Suddenly I'm thinking about my own situation: alone on this wide open deck without a clue what to do, how to hide. There is no shelter. Expecting the helicopter to attack the deck with missiles I start running. Then I'm standing at an edge, the lower deck is a long way down. Looking back I see the helicopter, now very near. There is no time to go anywhere else.

I drop onto my stomach. Looking over my soulder I see a young soldier wearing parachute gear. He's racing towards me. He's passing me by, he'll be jumping. I close my eyes. Keeping them closed I hear and feel the footsteps of more running soldiers, all headed for the edge. I hope nobody will step on me. They don't. I'm thankful for their consideration.

I was waiting for an explosion. It doesn't happen. I finally open my eyes.  Once more the deck is completely empty. I imagine the enemy helicopter to have been hovering below the edge and the soldiers to have jumped right onto it, so defeating it. Looking down I see a lot is going on, a lorry is being loaded with wounded.

I'm walking back towards the admiral's quarters, a sorry shed, alien on the bright deck. Stepping inside I find the old man still in his berth. It's too dark to see his face but he moves beneath the blanket. I ought to inform him about what happened.

"There was a helicopter attacking."

He knows.

 

2011-06-06

Schwierigkeiten am Lenkrad

Ich chauffiere. Hinter mir im Auto sitzt ein Fahrgast, der mir vorkommt wie ein väterlicher Freund. Riesige Bäume machen hier alles schattig. Wir sind auf der Rückfahrt. Plötzlich unsicher frage ich: "Sind wir auf dem Hinweg auch hier lang gekommen?" Mein Fahrgast bejaht.

Dann schlängelt sich die Straße durch Lehmhügel. Als ich um eine scharfe Rechtskurve fahre, trägt es mich fast hinaus. Die linken Räder rollen über einen Streifen Lehm links vom Straßenrand. Ich erschrecke: wie schlecht ich fahre. Nicht zum ersten Mal gerate ich aus Versehen auf die linke Fahrbahn. Eigentlich fühle ich mich die ganze Zeit schon unsicher am Steuer. Ich versuche nun mit Gewalt mich ausschließlich aufs Fahren zu konzentrieren. Doch klappt das immer nur für kurze Zeit, dann lenkt mein Fahrgast mich wieder ab. So schlingern wir auf abschüssiger Straße auf eine Unterführung zu.

Auf der anderen Seite geht es den Berg hinauf. Hier ist die Straße sehr breit und oben auf der Kuppe wartet die Stadt. Doch ich erschrecke, denn ich sehe vor uns eine geschlossene Schneedecke liegen. Ich denke an Glätte und fürchte, dass die Räder durchdrehen werden. Die Schneegrenze überquerend fahre ich im dritten Gang und hoffe, dass wir nicht steckenbleiben können, solange ich eine gewisse Geschwindigkeit halte. Doch die Straße wird immer steiler, die Fahrt langsamer, so dass ich besorgt zu meinem Fahrgast sage: "Ich fürchte, dass wir gleich ganz stehen bleiben werden."

Hier ist die Schneedecke glitschiger Matsch: eisfarben, grau, klumpig und das Auto ist so langsam geworden, dass ich in den zweiten Gang schalten müsste, doch mein Fahrgast umgreift mich von hinten mit seinen langen, dicken in grauen Filzärmeln steckenden Armen, so dass ich mich kaum noch bewegen, weder schalten noch lenken kann, ich rufe: "Vati! - Ich hab' keinen Platz für meine Hände! Am Lenkrad!"

 

 

 

 

© Anthony Thwaites