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July 2013

2013-07-29

Das Pech des Zeugen

Ein Mann schlägt eine lange, dünne Stange schräg in den Grund. Es geht schwer, auch weil ich ein ungeeignetes Objekt als Hammer benutzen muss, zu leicht, und ich muss das Ende der Stange mit einer einzigen kleinen, harten Fläche treffen. Schlag für Schlag, schwer, langsam dringt die Stange in den harten Schotter.

Eine unbeteiligte Stimme nennt diesen Vorgang ein Verbrechen. Ein unschuldiger Zeuge, der es beobachtet hat, wird in einer Bude von zwei Kriminellen gefoltert. Die gleiche neutrale Stimme, die schon bisher die Taten der Mafia kommentierte, sagt: "Sogar in einem solchen Falle .."

Sogar in einem solchen Falle - das heißt: obwohl er unschuldig ist - verpassen sie dem Mann Stromschläge. Solange, bis er gesteht, was sie gestanden haben wollen. Weil er nichts zu gestehen hat, weil er unschuldig ist, können die Folterer nicht aufhören. Kopfschüttelnd halten sie schließlich inne und lassen ihn laufen. Aber sie erwägen schon seine Ermordung, weil sie fürchten dass er die Folter nicht geheimhalten wird.

Im Nebel am Ende der Straße beraten die Mafiabosse. Ein großer, dicker, schnurrbärtiger Mann beschließt den Tod des Zeugen.

(→ poem: The fruits of crime)

 

2013-07-23

The maggots' name

I'm in bed with father and mother, I'm woken up, they are up to something. I want to go back to sleep, but their ongoing activity keeps me awake. I'm sitting up, finally there is some quiet. Next I discover a bump on the back of my hand. A white maggot emerges and I rub it with my other palm to kill the disgusting creature. White is good I've always been told. Then there are more, half a dozen hatching from my skin. In a panic I rub them to death whith an endless eerie baby cry drooling from my mouth.

The back of my right hand looks an angry unnatural white and red. I complain to my mother that I found small white maggots under my skin, calling them 'eelworms', 'fish worms', trying to come up with a proper expression. To name them.

 

2013-07-16

Bericht von einer Buchvorstellung

Ich sitze mit Vater und Mutter an einem Tisch unter vielen in einem unterirdischen Cafe. Ich zögere. Aber ich muss ihnen davon erzählen.

"Ich war auf einer Veranstaltung, wo mein Buch vorgestellt wurde."

Und wie war es?

Ich erkläre: "Das Buch ist unter einem Pseudonym veröffentlicht worden, dadurch ist niemand auf die Idee gekommen, dass ich der Verfasser sein könnte."

Ich fürchte, dass mein Vater mir schon nicht mehr zuhört.

Und wie heißt dein Buch?

"Ekel. - Aber den Titel hat der Verlag gemacht."

Die Buchvorstellung war gut besucht, ich dachte: Ich scheine berühmt zu sein. Trotz der Kommentare, die zeigten, dass die Neunmalklugen nichts verstanden hatten. Und dann gingen die meisten auch schon wieder. Das große Interesse verblüffte und beglückte mich aber.

Ich denke an mein Buch, an dem ich gegenwärtig schreibe, das viel dicker wird. Es geht um einen riesigen Kraken.

Im Cafe ist es bunt, ich schmecke eine Praline. Beißend süß, was ich gar nicht mag. Aber jetzt ist Gierzeit.

 

2013-07-06

Abenteuer mit meinem alten Auto

Mein altes, graues Auto steht am Straßenrand in der Stadt, wo heute wenig Betrieb ist. Ich stehe dahinter, hantiere mit einer Plexiglaskuppel, die ich auf das Dach setzen will. Genau in die Mitte auf ein kreisrundes Loch. Auf der Kuppel sitzt ein Hut, auf dem Hut etwas Rotes, das ich mir ausgedacht habe.

Die Befestigung ist schwierig, war immer schon schwierig, ich füge und drücke, bis die Kuppel durchs Dach sackt, denn das Loch ist zu groß. Ich muss nach Hause, wo ich Handwerkszeug habe.

Da bewegt sich der Wagen, um Gottes Willen, ich wünschte, dass ich die verdammte Spielerei mit der Plexiglaskuppel niemals begonnen hätte!

Ich hechte auf die Rückbank, der Wagen rollt, ich kann die Bremse nicht erreichen. Mit den Fingerspitzen am Lenkrad komme ich hautnah an Häusern vorbei, auf ein Auto zu, das am Bordstein steht. Panisch in die unmögliche Lücke. 

Ich passe hinein, aber die Autos verfangen sich aneinander und rollen gemeinsam weiter. Ich fürchte für Schäden verantwortlich gemacht zu werden.

Langsam, langsamer werdend rollen wir auf eine Parksäule zu, die Kollision erscheint unvermeidlich. Doch unsere Geschwindigkeit ist so niedrig, dass ich einen zerstörungfreien Aufprall erhoffe. Wie in Zeitlupe schließt sich der letzte Meter. Der Aufprall erschreckt mich. Dann rollen wir rückwärts, ich bin froh keinen Schaden zu sehen, und wundere mich, denn die Autos hängen immer noch aneinander. Die Erschütterung hat sie nicht voneinander gelöst. Wo geht das hin? - Eine Stimme ruft: "Ins Auge!"

 

 

 

© Anthony Thwaites