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July 2010

2010-07-23

Wir entrümpeln die drei

Ich bin in unserem Gemeinschafts-Schuppen, wo lauter geschenkte Stühle stehen. Es sind immer mehr geworden, so dass wir vor lauter Gerümpel keinen Platz mehr haben. Die andere Person steht bei der Tür, ich schlage ihr vor ein paar dieser Sitzgelegenheiten zu entsorgen zum Beispiel einen Blechhocker mit Löchern im Sitz. Die andere Person sagt, dass sie den noch brauche.

Dieser vierbeinige Hocker war ursprünglich meiner. Mir geht durch den Kopf, dass viele dieser Sachen ursprünglich mir gehörten. Dann sehe ich vor dem Klavier zwei zerfaserte, bleiche Korbsessel stehen, einer davon hat nicht mal mehr eine vollständige Sitzfläche. Die können aber doch weg? Die andere Person stimmt jetzt zu. Dann finde ich noch einen zweiten Hocker und sage, dass ein Hocker doch reiche. Da lässt sich die Person überreden den ersten fortzutun. Wir stellen die drei Dinge hinaus.

Wir stehen draußen, an der Ecke des Schuppens. Er ist endlos lang, hat bestimmt zehn Türen, in der Mitte liegt die zu unserem Gemeinschaftsraum, wo die drei sich auch noch befinden. Ich sage zu der Person, dass wir die noch holen müssen und gehe zurück um die drei Hunde zu holen, diese überzähligen Promenadenmischungen, die wir jetzt nämlich in's Tierheim bringen. Arme Hunde, die nichts dafür können. Sie sind ganz verschieden: Einer groß, einer klein, einer dazwischen. Ich scheuche sie mit Gesten, sie laufen vor mir her auf die Person zu.

Wir müssen die drei noch entsorgen: drei Kisten voller Trödel - und unseren Lebensmitteln. Eine davon trage ich zu einem schäbigen Schuppen, wo der Trödelhändler wohnt. Ich komme herein, stelle das ab, der dicke Händler fasst gleich in die Kiste, er sagt: "Ich hab' gerad' drei britische Händ'". - Ich denke, das soll wohl heißen, er habe drei linke, drei ungeschickte, 'verkehrte' Hände, denn bei den Engländern ist ja alles umgekehrt. Ich sage: "Einen Moment, ich muss noch unsere Sachen herausholen", weil wir unsere Lebensmittel natürlich behalten wollen.

Ich nehme sie heraus: Bananen, Tomaten. Viele Einzelstücke, ich habe Mühe das alles lose in den Armen zu halten. Am Boden der nun halb leeren Kiste liegt noch eine offene Tüte, die mandelgroße Kerne enthält, Vogelfutterkerne. Ich sage zum Händler: "Ich weiß nicht, ob Sie das wollen." Er winkt ab, signalisiert: die Kerne können weg.

Ich muss die Lebensmittel zurücktragen, die nächste Kiste holen, und denke noch über die Bemerkung des Händlers nach, als ich durch Nebel an einigen Schuppen vorübergehe, die Bemerkung mit den britischen Händ'. Wir sind hier ja in Norddeutschland, oder?

Zu der Person zurückgekehrt muss ich die Lebensmittel abstellen. Das ist umständlich und sie hilft mir nicht.

Ich habe es eilig, muss dringend auf's Klo, die Person hilft mir auch gar nicht. Ich suche eine Toilette und sehe dort drüben einen langen Schuppen mit bestimmt zehn Toilettentüren. An einem Balken entlang laufe ich darauf zu.

 

2010-07-21

Der Schuhmacher stiehlt meine Schuhe, ich will ihn erwürgen

In einer unterirdischen Einkaufspassage habe ich den düsteren Geschäftsraum eines Handwerkers betreten um etwas zu fragen. Hunderte von Schuhen stehen in seinem Laden, türmen sich im Hintergund wie zu einem Auditorium auf.

Ich gehe. Draußen in der Passage will ich meine Schuhe wieder anziehen, die ich rechts vom Eingangs stehengelassen hatte. Aber sie sind fort. Durch die offene Tür frage ich den Handwerker danach. Der kommt zwar heraus, aber gibt sich desinteressiert, tut, als wisse er von nichts. Ich weiß, dass er lügt. 

Ich werde wütend und würge  ihn. Da gibt er gleichgültig zu, meine Schuhe an einen Schuhhändler verkauft zu haben, während ich im Laden war. Das ist nun mal so, scheint er zu meinen.

Diese extreme Gleichgültigkeit dem Recht und mir gegenüber macht mich rasend. Ich würge ihn, er liegt jetzt auf dem Rücken, dabei zappeln seine langen Beine. Ich weiß, dass es so aussieht, wenn Menschen sterben und nehme es als gutes Zeichen dafür, dass mein Würgen wirkt.

Dann aber hört das Zappeln auf. Das sollte es, wenn er tot ist. Aber ich bin mir nicht sicher. Deshalb drücke ich weiter, fester, weiß nicht: er könnte schon tot sein. Oder auch nicht. Solange er zappelte, wusste ich, dass ich es richtig machte. Jetzt weiß ich es nicht mehr. Aber ich kann nicht fester drücken.

Ich lasse los.

Er springt auf, leicht wie eine Feder. Sein langer Leib lacht Hohn.

 

2010-07-17

Meaning  well

I'm in a house where I lived when I was young. Now I'm looking for a gnarled old man who resides here, I want to speak to him about a girl who is something of a stray cat - alone outside and I'm thinking that I should bring her in.

Strolling through several empty rooms I've started wondering whether the man has died in the meantime, when I finally find him in that sleeping room I know. He is sitting in a rocking chair by an open chimney.

I then must have gone back for the girl. It's not easy to get her to enter the house: she doesn't like him and he doesn't like her.

Having returned to speak to the old man I find him lying on the ground. - Is he dead now? - But his head is propped up as though he had moved himself into that position. Now I can see that he's actually awake.

The girl's in the door, making some urgent noises, I'm not sure what she wants. "Jenny is here", I'm just saying to the old man when I hear her protesting: "No, no, no, no!"

I didn't think  their relationship was that bad.

I'm so sorry, I realize now that she wanted to prevent me from talking to him. But her presence needed to be announced, it's normal, isn't it? I assumed that she wanted me to.

The old man has now started to walk about slowly while the girl is sitting in another room, below the window with her legs  crossed.

Hopefully this will work out. I have to leave now.

 

2010-07-10

Customs of the human hunters

We are visitors on this planet, guests of the natives who hunt humans. They look like Neandertals: massively buildt guys wearing furs. We've heard rumours about them and their methods, all of which now turn out to be true. They've invited us to watch a hunt that exploits the exceptional stupidity of humans.

We're standing on an embankment above a very wide earth track that on one side vanishes beneath a concrete bridge that towers to our right while on the other it thrusts straight into the wide woodlands that cover the landscape. Down that swathe several groups of humans can be seen at various distances. They are feeding from the ground.

From the gound - I remember my grandmother telling me how dirty that is.

Now one of the hunters, a truly gigantic fellow, descends into the swathe. Using a long instrument, something like a blowpipe, he lets loose a cloud of tiny missiles, darts I imagine, in the humans' direction. Watching that swarm travel down the swathe I'm half incredulous that it will have an effect. Then I see the first of them fall, then the second, then they all sink to the ground. Meanwhile the cloud travels on. A few seconds pass until it hits the next group and the same thing happens. Still the swarm travels on, eventually hitting a third group, only half of those die, however, the swarm's density having diminished, I imagine.

Nonetheless it's amazing: the distance covered, the number of victims from just one shot! It is also remarkable that when one group is hit the stupid humans further down don't even budge.

Several of the hunters have already descended into the swathe to go for the bodies when I notice another local weapon that I'd heard about: A swarm of deadly moskitoes. But it's coming the other way! That's unexpected, I had reckoned the bloodsuckers to be another weapon used by the hunters, not a threat to them. But they are already on the alert: one burly individual down there seizes a large handle that is connected to a buried machine. He pulls the handle, five columns of fire shoot up from the ground, right into the cloud of insects. - That was impressive.

These native hunters possess an amazing technology, for all their rude appearance.

 

2010-07-07

Die Amputierte, ich schlage den Roboterfuchs

Ich liege im Krankenhaus. Eine mir bekannte Frau hatte Krebs. Im Bett aufsitzend sehe ich sie direkt vor mir (als schaute ich auf meine Beine). Die Operation war so schwerwiegend, dass bis auf zwei Hähnchenkeulen alles von ihr weggeschnitten wurde. Beine hat sie auch keine mehr, bloß ein kleines Organsäckchen hängt aus ihrem Becken unten raus. Trotzdem ist die Frau ziemlich fidel und fragt gerade die Ärztin, wie lange es noch dauert, bis sie geheilt entlassen wird.

Aber wie soll eine da Heilung aussehen? - Ich kann mir nur vorstellen, dass sie komplette Beinprothesen kriegt und frage mich, ob sie damit dann gehen kann.

Die Frau, bzw. was von ihr übrig ist, wird jetzt nahe neben mich gelegt. Ehrlich gesagt, ekle ich mich davor.

Ein sehr großer Mann mit gewaltigem Kreuz und bauschigen Jackettschultern kommt. Er ist der Ehemann der Amputierten und will sich zu seiner Frau legen. Doch er findet sie nicht, ich nehme an, dass ihre wenigen Reste hier irgendwo links von mir zwischen den Falten der Bettwäsche stecken. Der Mann macht einen ziemlich aufgeräumten Eindruck, so dass ich zuerst denke, er weiß wohl nicht, was mit seiner Frau geschehen ist. Doch als er über die Unauffindbarkeit iher Reste mit einer Krankenschwester scherzt, wird klar: er weiß es.

Ich bin derweil aufgestanden.

Ein unverschämter junger Kerl steht da, im Raum vor den Betten. Er ist ein Hund, oder hat einen Hund losgelassen. Der kleine Hund springt auf ein graues Regal los, das die Seitenwand des Krankenzimmers bedeckt. Ich wusste ja nicht, wo die Reste der Frau waren, wohl im Regal, denn jetzt beobachte ich den Hund, der mit einem der Keulchen quer im Maul vom Regal weg und links an mir vorbeilaufen will.

Dieser Diebstahl macht mich sehr wütend, ich schneide ihm den Weg ab, fange ihn vor der Tür ab. Schon habe ich ihn umgestoßen und schlage auf seinen Kopf ein, als wollte ich ihn töten. Das will ich auch! Er behauptet jetzt, er habe es doch nicht gewollt, ich höhne: "Genau, weil du es nicht wolltest, kannst du nichts dafür .. " Sein Kopf, auf den ich einhämmere, sieht aus wie der halb durchsichtige Schädel eines Fuchses.

Ich höre meine Großmutter fröhlich singen: "Fuchs, du hast die Gans gestohlen, gib sie wieder her, gib sie wieder her .. "

Stöße gegen den Kopf erschüttern mich immer bis ins Mark.

 

2010-07-04

Unsere Wohnung

Bei Lampenlicht stehen wir in der Wohnung, wo ich sieben Monate lang notdürftige Reparaturen gemacht habe. Mein Vater ist hier, er würdigt meine Anstrengung. Nett von ihm, aber ich weiß, dass dieses kümmerliche Ergebnis von einer wirklichen Wohnungsrenovierung weit entfernt ist.

Aus der Küche treten wir in den Flur, wo die Mängel überdeutlich sind. Allein die Wände, jede sieht anders furchtbar aus. Zum Beispiel gleich hier gegenüber: eine scheußliche Mondlandschaft graubrauner Höcker, wo zuvor ein Verschlag stand, den meine Mutter vor die nun freiliegende Wand gebastelt hatte.

Ein Besucher ist hier, der mit dem unvoreingenommenem Blick des Außenseiters natürlich sehen muss, dass trotz meiner Anstrengung hier so gut wie nichts geleistet wurde. Entschuldigend sage ich zu ihm: "Auch wenn ich viel Zeit da reingesteckt habe, ist es doch nur alles Flickwerk."

"Ja", sagt der Mann.

 

Beginning a career in gastronomy

We're in a long hall, where, while no actual order is given, I quickly adjust to what I see others do. This is an examination to become a waiter and although I'm by no means sure about the decision to pursue this career, right now there isn't really a choice but to do what's expected.

The first task is to quickly move through the room: around tables, through gaps and defiles made of tables. It's just what waiters have to do. I'm doing it now, with satisfaction even, developing a kind of dancing style and feeling rather elegant in my movements, doing pirouettes at the turns. Into and out of the adjoining corridors and extensions I dance until something I see makes me realize that the task has now changed.

In the middle of the large hall a tall puppet-like man, clad in a yellow jump-suit like a toddler or a fool is moving in a circle demonstrating what we candidates must emulate: He's repeating a sequence of movements over and over. What I understand is that we must repeat such a sequence many times but each time with a change of style. This will be difficult. I decide to lengthen the periods between changes. However, again starting my dance through the tables I still don't like it, this is rather more taxing, the previous fun is gone.

My present exercise having led me into one of the grey square appendices to the main hall I've just turned round when I see a third task approaching, personified by three dancing couples. With them moving towards me is an elderly woman who seems to have taken on the overall directing of things. I know her from earlier. She is looking at me.

Next thing I know she is dancing with me, gazing intensely. Then she kisses me on the lips. I'm a little surprised but, as a sensible apprentice, I know that I might just have to accept this new kind of connection. Which she confirms by kissing me again. But this time I loose control over my feelings, suddenly overwhelmed by a helpless disgust.

 

 

© Anthony Thwaites