home

p

r

i

n

t

f

o

r

m

a

t

June 2012

2012-06-30

Mutters stiller Anruf

Plötzlich habe ich das Gefühl, dass meine Mutter mich gerade anruft. Um mich dessen zu vergewissern suche ich hastig nach einer kleinen, weißen Leiter, denn ich erinnere mich an die Anruf-Signalleuchte unter der obersten Stufe. Ich finde die Leiter hinter einem schwarzenVorhang, kauere davor nieder und ziele meinen Blick auf das kleine Loch, in dem die Leuchte sitzt. Tatsächlich: Es leuchtet grün!

Jetzt muss ich also rasch mein Handy finden, irgendwo auf oder neben dem Bett, es  dauert quälend lange. Als ich es endlich aufgeklappt in der Hand halte - in das weißliche Licht des Displays und auf farbige Ziffern blickend - da habe ich die Tastenkombination vergessen, die mir anzeigen würde, wer mich gerade anzurufen versucht. Der Zeitdruck bringt mich um.

Die Zeit, die man hat ein Gespräch anzunehmen, ist um ein Vielfaches verstrichen. Hoffnungslos fingere ich weiter.

 

2012-06-17

Kissing the snake

In a cabin, daylight falling through a translucent corrugated roof. I see a small girl and her father and a large snake, the girl's pet. Now the father is gone and the girl is trying to teach the snake to kiss her lips. She is doing it all over the cabin. I feel queasy: might not a kiss - if the snake were to open its mouth wide - develop into snake eating girl?

They end up behind wire mesh at the rear end of the cabin. The space there is so confined that girl and snake with a blanket and bedsheet are pressed into a tableau. The girl is half-wrapped in the bedding which the snake in turn is starting to gulp down. I'm not sure whether it can widen it's stomach enough to accomodate her. I don't even think it wants to hurt her. But a process has begun that will end there.

I hurry outside to tell the father to save the girl. He is sitting at a table with a couple of men. He and the others are in black uniforms with a golden snake on their shoulders. He is at the moment negotiating with a large woman standing by the table. Her garment falling in opulent folds her size is bursting my field of vision. The father is like her servant. Not free to take care of his daughter.

 

2012-06-15

Doggie in a box

I'm standing by an enclosure of mesh wire, our little dog is in there. We want to take him on a little expedition. I need him to go in a lattice box, I think, I'll employ a ruse. I place the box in the enclosure, before an exit in the one corner hoping that eagerness to get out will make him enter. - It works! I'm stepping over the wire mesh to shut the hatch. In the meantime doggie is out again, I'll have to make him go in again. I show him what I want. He really does it, I finally close the hatch! I'm intrigued for he seems to have walked in - almost voluntarily. Maybe he understands he needs to go in to come on our trip. I grip the box by a handle taking it with me. As I carry him out of the enclosure the hatch comes open again. That isn't supposed to happen. But doggie is very good and doesn't jump out. I put the box on the floor, there is still some time, he looks up at me through the bars. He is so cute! I put my fingers through the bars to tease him a little when he suddenly bites my hand. I'm getting up but he won't let go. Swinging box and dog by my bleeding fingers those little teeth - start to make me worry a little.

 

2012-06-03

Ich schlage meinen Vater tot, ich suche ihn im Dunkeln

Ich bin am Hafen, auf einem dunklen Platz. Mein Vater liegt auf der Erde, Schultern und Kopf gegen eine Mauer gestützt. Er redet, provoziert mich hämisch, seine Worte machen mich wahnsinnig wütend. Er hört nicht auf, ich kann nicht mehr anders, packe ihn und schüttle, mehrmals schlage ich ihn gegen die Wand. Ich schreie: "Verstehst du, dass ich jetzt stärker bin als du?!" Doch er höhnt weiter. Ich rase vor Wut, zweimal stoße ich eine Bierflasche gegen seine linke Schläfe. Da fällt sein Kopf zur Seite, die Augen geschlossen, anscheinend hat er das Bewusstsein verloren.

Ich gehe fort über den Platz, dann in eine schwarze Straße. Ich habe ihn da einfach so liegen lassen, ich dachte, er sei nur bewusstlos. Aber wenn er tot ist, wäre das Mord. Dann würde die Polizei mich verfolgen.

Verfolgen sie mich jetzt schon?

Ich gehe zum Haus, wo ich letzte Nacht war. Da steige ich eine Treppe hinauf, bis in einen dämmrigen, braunen Raum, wo nur Frauen sind. Ich weiß, ich bin nicht willkommen, gleich werden sie mich zusammenscheißen. Ich müsste hinüber in den anderen Raum, wo nur Männer sind. Ich sehe ihn durch Luken, doch keine Tür, und der Weg zur Wand ist durch so viele riesige Frauen verstellt, dass ich Spießruten laufen müsste.

Wieder auf der Straße merke ich, dass ich auf Socken laufe, meine Schuhe - ich muss sie am Hafen stehengelassen haben. Ich laufe dorthin zurück.

Ich komme hin, doch da ist kein Mensch. Das ist nicht der Platz, wo mein Vater lag. Ich bin viel zu weit rechts am Hafen.

Am Kai geht's nicht weiter, ich gehe zurück, die schwarze Straße entlang. Ich müsste dann rechts und wieder rechts. Gerade kam ich an einer Gasse vorbei, aber dachte, da geht es nicht weiter. Ich bin mir nicht sicher, aber kehre nicht um, sondern laufe weiter durch diese unglaublich dunkle, leere Straße auf der Suche nach einer Abzweigung rechts. Ich kann die Hand vor Augen nicht sehen.

Plötzlich remple ich in der Dunkelheit jemanden an. Die Person trägt einen langen, hellen Mantel - ist mehr überrascht als ärgerlich auf mich. 

Da sind mehrere Leute, dann Straßenarbeiten, die nur einen schmalen Durchgang lassen. Aber der ist durch eine Doppelreihe großer Frauen versperrt. Ich sehe eine Schwarze mit Turban, die nicht zu den anderen gehört. Sie winkt mir mit den Augen, dann drückt sie die anderen links und rechts beiseite. Ich folge ihr ängstlich durch einen Kanal zwischen Leibern.

Ich verliere sie, suche eine Abzweigung rechts.

Ich blicke in Fenster, ich müsste dahinter, aber es gibt keinen Durchgang.

Ich bin nicht mehr sicher, ob ich auf diesem Weg irgendwann wieder an den Ort komme, wo mein Vater lag.

Ich überlege, wenn er wirklich diese furchtbare Seite hat: höhnisch, hämisch und ganz anders als der Vater, den ich kenne. Dann könnte er doch derjenige sein, der mich missbrauchte, als ich ein kleines Kind war.

 

 

 

 

© Anthony Thwaites